Der Wind geht allezeit über das Land,
Über Seen und Wälder und  goldenes Korn,
Über Dörfer und Städte, über kargen Sand,
Und er  weiß nichts von Ehre, von Stolz und von Zorn.
Und es kümmert ihn  nicht, wer die Menschen regiert,
Welche Macht, welche Lehre den  Erdball umspannt,
Wer den Acker bestellt, wer zum Krieg  ausmarschiert,
Der Wind geht allezeit über das Land.
Der Wind  geht allezeit über das Land,
Verlass‘ne Geschütze, zerschlag‘ne  Armeen,
Durch schwarze Ruinen und lodernden Brand
Und läßt alle  Gebete ungehört verweh‘n,
Fragt nicht, wessen Blut gleichgültige Erde  tränkt,
Noch für welchen Kriegsherren, welches Vaterland
Der sein  armseliges, kurzes Leben verschenkt,
Der Wind geht allezeit über das  Land.
Der Wind geht allezeit über das Land,
Über blühende  Felder und weiße Alleen,
Von hölzernen Kreuzen auf Hügeln im Sand,
Die  – ein endloses Heer – stumm in Reih‘ und Glied steh‘n.
Und die  Staatsmänner kommen und stellen sich hin,
Legen Kränze nieder,  reichen sich die Hand
Und wagen zu sagen: All das hat seinen Sinn!
Und  der Wind geht allezeit über das Land.
Und die Staatsmänner  kommen und stellen sich hin,
Legen Kränze nieder, reichen sich die  Hand
Und wagen zu sagen: All das hat seinen Sinn!
Und der Wind  geht allezeit über das Land.
(Reinhard Mey)
Quelle
Sonntag, 4. April 2010
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