Donnerstag, 1. April 2010

Arschkriecher-Ballade

An einem trüben Tag, als er gerade vierzehn war
Eben wuchs auf seiner Brust das erste blasse Haar
Spielte er für sich im Wald, da rief sein Vater ihn herein

Brachte ihn zu seiner Mutter, ließ ihn dann mit ihr allein
Den Kopf mit Waldgeschichten voll gestopft bis an den Rand

Drei Federn noch im Schopf, Pfeil und Bogen in der Hand
Stand er da ganz nackt und seine knochige Gestalt

War von Kopf bis Fuß mit bunten Kriegszeichen bemalt
Seine Mutter strich um ihn herum und deutete dann

Mit dem Blick auf seinen rot-weiß-grün gestreiften Pillermann

Sagte: „Ach, mein Junge, wenn du schon so gerne malst und schmierst

Sorge ich dafür, dass du was Künstlerisches wirst.“


Kurze Zeit darauf fand sich ein Warenhaus bereit
Ihn als Schildermaler einzustellen, mit 'ner Probezeit

Er bestaunte, dass ihm tagelang der Mund weit offen stand

In dem großen Hause all' die neuen Dinge, die er fand

Schöne Menschen gab es dort, mit Gesichtern, glatt und weich

Und er schaute in den Spiegel, lief schnell weg und fragte gleich

Einen unrasierten alten Mann mit einem eckigem Gesicht:

„Warum sind wir beide denn so hässlich und die Andern nicht?“
„Wenn's dein Wunsch ist“, sprach der Mann, „so wie die Anderen zu sein
Halte dich an deinen Chef, kriech ihm einfach hinten rein!
Das übst du fleißig, bis sich dein Profil schön sanft und glatt

An der Darmwand deines Vorgesetzten abgeschliffen hat!“

Und schon wandte sich der Junge an den sauberen Verein

Mit dem heißen Wunsch, bald auch so'n schöner Arschkriecher zu sein

Doch da zeigten sich die Menschen sehr verwundert und empört

Taten so, als hätten sie dieses Wort noch nie gehört

Sie packten ihn am Arm, führten ihn in einen Raum

Da hing ein hoher Vorgesetzter, höher als ein Baum

Von der Zimmerdecke, festgeschnallt auf einem Stützkorsett

Dessen nackter Hintern pendelte schön glänzend, bleich und fett

Wie ein praller Gasballon, nur zigtausend mal so schwer

Als die Tür aufging, kaum wahrnehmbar, im Luftzug hin und her

Der Junge spürte, als das dicke Ding da vor ihm schwang

Eine sanfte Hand im Nacken, die ihn in die Knie zwang


Und da fand er sie, die Öffnung, ganz tief unter, gar nicht groß

Und er jauchzte laut vor Freude und sofort ließ man ihn los

Er atmete tief ein, bohrte dann mit aller Macht

Seinen dürren Knabenkörper in den engen, dunklen Schacht

Doch im nächsten Augenblick ein heißer Druck, ein Donnerschlag

Und als er drauf halb betäubt in einer Ecke lag

Einen Mann vor Schmerz laut brüllen hörte, war ihm endlich klar

Dass er als Afterkriecher völlig ungeeignet war

Er befühlte sein Gesicht, es war noch alles wie vorher

Nur mit der scharfen Krümmung seiner Nase hatte er

Dem Vorgesetzten nicht allein den Schließmuskel geritzt

Sondern ihm auch noch der Länge nach den Mastdarm aufegschlitzt


Voller Angst sah er jetzt, wie die schönen Menschen um ihn her

Hässlich wurden und ihn schlugen, und schon spürte er nichts mehr

Als er dann erwachte sah er jenen alten Mann
Mit dem eckigen Gesicht, er kroch hin und schrie ihn an:
„Ich hab' die Menschen jetzt, wie sie wirklich sind, geseh'n
Und ich krieche auch nie wieder, davon wird man gar nicht schön

Ich will wissen, alter Mann, was ist mit den Leuten los

Wenn sie schon nicht hübscher werden, warum kriechen sie denn bloß?“

„Schwer zu sagen“, sprach der Mann, „manch einer kriecht ja auch nicht gern

Und er meint, er muss es tun, um die Familie zu ernähr'n

Dem Andern macht es Spass, er schafft sich Frau und Kinder an

Als Vorwand, nur damit er besser arschkriechen kann!“

(Hannes Wader)

Quelle: http://lyricwiki.org/Hannes_Wader:Arschkri...

3 Kommentare:

  1. Hallo Paulinchen,
    wie ich schon gesagt habe: Wader ist gut, man muss nur zuhören.

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  2. Liebes Paulinchen,
    Sage bitte zu Margitta: Nadja hat bis jetzt von dieser Wader nie gehört oder gelesen.
    Ist wohl keine Bildungslücke und ich erlaube mir solchen derben Sprachgebrauch nicht zu mögen ;) Sein Stück tut mich aber sofort denken an eine A**kriecherin und Bläserin auf höchste politische Ebene: die bushistische Zionistin Angie Merkel.
    Es grüßt ganz liebevoll,
    deine Nadja

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  3. Liebe Nadja,

    wenn Dir die Sprache von Hannes Wader nicht gefällt, kann ich das nicht ändern. Hannes Wader spricht Klartext und nennt die Dinge beim Namen. Für Menschen, die die Realität vielleicht nicht so genau sehen wollen und die Blumensprache bevorzugen, mag seine Sprache derb sein. In mein Blog wird es auch weiterhin Texte von Hannes Wader geben, soweit sie sich mir erschließen. Egal ob fein oder derb.

    Liebe Grüße
    Margitta

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