Donnerstag, 31. Januar 2013

Herzen bei der Arbeit

Eigenes Geld

"Kann ich Ihnen helfen?", fragte ich.

Die Frage gehörte zu einem der beiden Jobs, die ich hatte. Aber wenn ich dafür weiter im College bleiben konnte, war es die Sache wert. Der erste Job war Telefonmarketing: Ich rief Leute zu Hause an, um sie zu fragen, ob sie diese oder jene Zeitschrift abonnieren wollten. Da die Anrufe zwischen siebzehn und zweiundzwanzig Uhr erfolgten, betrachteten die meisten Leute sie als eine Störung ihres Abendessens oder ihrer freien Zeit mit der Familie oder von beiden. Mit meinem Job in Wolfe's Department Store verhielt es sich ganz anders. Er war eher ein Vergnügen als eine Arbeit, denn hier bestand meine Aufgabe darin, die Reihen mit herrlichsten Kleidungsstücken aus den zartesten Stoffen in Ordnung zu halten und an reizende Frauen mit manikürten Nägeln und gestylten Frisuren zu verkaufen - Frauen, die sich solche Dinge leisten konnten oder gern leisten würden.

"Hmmm, ich hoffe es", meinte sie versonnen. Sie war hübsch, um die fünfunddreißig. Sie trug ein leichtes gelbes Sommerkleid und Sandalen, und ihr kastanienbraunes Haar umspielte in weichen Locken ihre Schultern.

"Mein Mann hat in sechs Wochen Klassentreffen, und ich möchte besonders hübsch für ihn aussehen", fuhr sie fort. "Vor sechs Wochen habe ich hier ein wunderschönes pfirsichfarbenes Seidenkleid gesehen. Erst nachdem ich es anprobiert hatte, wurde mir klar, wie teuer es ist, und deshalb war ich fast erleichtert, als sich der Schnitt als nicht sehr vorteilhaft für mich erwies, denn seit ich schwanger war, habe ich ein paar Pfunde zugelegt. Aber das Kleid war so schön, dass es mich dazu motivierte, wieder meine alte Figur zu bekommen, und nachdem ich die jetzt habe und in ein paar Wochen das Treffen stattfindet, dachte ich, ich sollte anfangen, nach einem passenden Kleidungsstück zu suchen. Ich hatte gehofft, dieses Kleid noch hier vorzufinden, obwohl ich mir andererseits nicht vorstellen kann, dass ein so schönes Kleid noch da ist; aber vielleicht ja doch, sagte ich mir. Oder vielleicht haben Sie ja etwas Ähnliches."

Ich meinte: "Wir können ja mal nachsehen, ob das Kleid noch da ist." Wir wanderten durch die vier Reihen mit perfekt aufgehängten Kleidungsstücken, aber das Kleid, nach dem sie suchte, war nirgendwo zu sehen. An ihrer Körpersprache konnte ich ablesen, dass sie wirklich enttäuscht war.

Sie atmete so schwer und lange aus, wie sie eingeatmet hatte. "O Mist", meinte sie offensichtlich frustriert.

"Wir haben letzte Woche eine neue Lieferung Seidenkleider bekommen", meinte ich aufmunternd in dem Versuch, ihr zu gefallen, sie zu beschwichtigen und ihr weiterzuhelfen. "Sie sind dort drüben, wenn Sie sie sich einmal anschauen wollen. Vielleicht finden Sie etwas Ähnliches oder sogar etwas, da Ihnen noch besser gefällt." Ich führte sie zu der Stange mit den neuen Kleidern, die gerade angekommen waren. Sie sah sie langsam durch, während sie die zarten Stoffe vorsichtig mit ihren langen schlanken Fingern berührte.

"Ach", klagte sie, als sie die eleganten Roben durchsah, "Sie hätten dieses Kleid sehen sollen." Sie lächelte und ihre Augen begannen zu strahlen. Dann fing sie an, sich nach anderen Dingen umzusehen, aber das spezielle Kleid, das sie vor ein paar Wochen gesehen hatte, beschäftigte sie immer noch, und sie fuhr fort, es in allen Einzelheiten zu beschreiben. Plötzlich fiel mir ein, dass wir ein paar von diesen Kleidern noch im Geschäft haben könnten. Ein paar Stücke waren in eine andere Abteilung gebracht worden, damit in unserer Abteilung Platz für die neue Lieferung wurde.

"Welche Größe haben Sie?", fragte ich.
"38", erwiderte sie.

"Wenn es Ihnen nichts ausmacht, einen Augenblick zu warten, sehe ich in einer anderen Abteilung nach. Ich bin sofort zurück."

Als ich wiederkam, saß sie in einem Sessel und wartete geduldig auf meine Rückkehr. Es war klar, dass das pfirsichfarbene Seidenkleid mit den stoffbezogenen Knöpfen ihr Traumkleid war. Als sie sah, dass ich mit genau dem Kleid zurückkam, das sie beschrieben hatte, stand sie auf und legte mit einem Ausdruck des Erstaunens beide Hände auf den Mund.

"Hey", jubelte sie aufgeregt. "Genau das ist es! Das ist das Kleid!"

"Größe 38!" meinte ich triumphierend und hielt es ihr vergnügt hin. "Und ein Sonderangebot, vierzig Prozent Rabatt!"

Die Frau konnte ihr Glück kaum fassen. Sie nahm das Kleid und verschwand schnell in einer Umkleidekabine. Ein paar Augenblicke später tauchte sie wieder auf, um sich in ganzer Größe im Spiegel anzusehen. Sie drehte sich langsam, um sich aus jedem Winkel zu begutachten, und sah sich prüfend das Bild im Spiegel an. Sie hatte Recht, das Kleid war wunderschön, und es stand ihr blendend. aber da war mehr als die Verwandlung eines Kleides, das an ihrem Körper anders wirkte als auf dem Bügel. Auch sie selbst empfand sich nun als wunderschön und elegant, und ihr strahlendes Gesicht zeigte ihre Freude. Sie sah mich an und lächelte. Es brauchte keine Worte. Es war klar, dass der Designer eine Frau wie sie im Sinn gehabt hatte, als er das Kleid entworfen hatte.

"Vielen Dank, vielen, vielen Dank...", - sie warf einen Blick auf mein goldenes Namensschildchen - "Bettie, und... übrigens, ich bin Molly."

Molly zahlte das Kleid bar; sie packte sorgfältig ein Bündel Scheine in meist kleiner Stückelung aus, zählte genau den Betrag ab, den sie für das Kleid brauchte, und legte die Scheine auf den Ladentisch. Ich packt ihr wunderschönes neues Kleid ein und legte es in eine elegante Einkaufstüte. Als ich sie ihr überreichte, streckte sie die Hand aus, um meine zu berühren, und sagte mit weicher, aufrichtiger Stimme: "Nochmals ganz, ganz herzlichen Dank für Ihre Hilfe, Bettie. Ich bin so glücklich, dass Sie dieses Kleid für mich gefunden haben. Ich kann es gar nicht erwarten, es zu tragen."

Ich war mir jetzt noch sicherer als je zuvor, dass es mir, wenn ich einmal verheiratet wäre, auch riesigen Spaß machen würde, Dinge zu tun, durch die ich für meinen Mann zu etwas Besonderem würde. Mir dämmerte auch, dass es sehr viel besser war, seinen Lebensunterhalt dadurch zu verdienen, dass man anderen Menschen half, sich glücklich zu fühlen, als ihr Abendessen und ihren Feierabend durch den Verkauf von Zeitschriftenabonnements zu stören.

Meine Gedanken hielten nicht lange vor.

Ein paar Tage später kam eines Abends ein gut aussehender Mann zu meinem Ladentisch. Er knallte eine Einkaufstüte von Wolfe's auf die Theke und knurrte: "Das hier geht zurück." Schmallippig fügte er hinzu: "Gegen bar."

Ich öffnete die Tüte, und dort lag ein wunderschönes pfirsichfarbenes Seidenkleid Größe 38. Ich drehte das Etikett um, und in meiner Handschrift standen da die Codenummer des Geschäfts, das Verkaufsdatum und mein Kassencode.

"Die Etiketten sind alle noch dran", hauchte leise eine Frauenstimme. Ich sah auf, ein paar Schritte hinter ihm, stand demütig und verlegen Molly. Ich begriff überhaupt nichts mehr.
 
"Ach", sagte ich überrascht, dass das Kleid zurückgegeben wurde. "Ist etwas mit dem Kleid nicht in Ordnung? Wir haben eine Änderungsabteilung, die das für sie richten kann."

"Nein, mit dem Kleid ist alles in Ordnung", versetzte der Mann. "Aber niemand, der seinen Verstand beisammen hat, würde so viel Geld für ein Kleid ausgeben." Er sagte noch andere Dinge, die alle zur Einschüchterung bestimmt waren.

Ich nahm den Umtausch vor - ihr Kleid gegen ihr sorgsam gespartes Geld. Der Mann nahm "sein" Geld, schob es in seine Tasche und schnarrte: "Komm jetzt, wir gehen." Als sie das Geschäft verließen, ging er voraus.

Der Vorfall kam mir vor wie eine deplatzierte Szene in einem unlogischen Film. Irgendetwas war unvollständig, wie bei einem Puzzle, bei dem nur das letzte Stück fehlt; es war wie Hagel an einem heißen Sommertag, wie ein Weihnachtsbaum mit Sternenspitze, aber ohne Kerzen und Schmuck, oder als ob jemand zu einem formellen Bankett im Badeanzug erscheinen würde. In der kurzen Zeit, in der ich Molly geholfen hatte, hatte ich nur ihre Schönheit gesehen, ihr sanftes Wesen und ihren aufrichtigen Wunsch, ihrem Mann zu gefallen. Da ich sonst kaum etwas wusste, war ich einfach davon ausgegangen, dass der Empfänger dieser Liebe sich auf eine Weise verhalten würde, die diese Behandlung rechtfertigte, ja dass er die Geberin ähnlich behandeln würde.

Die Gedanken an diesen Vorfall quälten mich noch ein paar Tage lang. Alles erschien so abrupt, so ungerecht. Anfangs überlegte ich, wie ich mich fühlen würde, wenn mir so etwas passieren würde. Ich kam zu dem Schluss, dass ich im Leben nicht nur mein eigenes Geld verdienen, sondern auch meine eigenen Entscheidungen treffen würde.

Weil ich den Vorgang immer noch nicht vergessen konnte, fragte ich mich dann, ob dem Mann wohl klar war, wie sehr Molly über den Kauf nachgedacht hatte. Wenn er nur wüsste, wie viel Liebe in den Kauf eingeflossen war, hätte er sie das Kleid vielleicht behalten lassen, oder er wäre mit der Situation anders umgegangen - oder er hätte zumindest seine Frau anders behandelt.

In den folgenden Wochen sah ich, dass der Preis für das Kleid weiter heruntergesetzt wurde. Jedes Mal, wenn mein Blick zufällig darauf fiel, verspürte ich eine leichte Unruhe.

Als ich ein paar Tage später die Kontrollabschnitte der in unserer Abteilung zurückgegebenen Waren für die Buchhaltung alphabetisch sortierte, kam mir auch der Rückgabebeleg für Mollys Kleid unter. Als ob es irgendein Omen wäre, stach mir die Telefonnummer des Mannes in die Augen. Ich beschloss, dass das Risiko klein wäre, und rief den Mann an seinem Arbeitsplatz an.

"Sir", fing ich an, "ich hoffe, dass ich Sie nicht störe. Ich bin die Verkäuferin, die Sie und Ihre Frau bedient hat, als Sie das Kleid zurückgegeben haben, dass Ihre Frau gekauft hatte."

"Ja, ich erinnere mich an Sie", kam unwirsch die Antwort. "Was wollen Sie?"

"Es geht mich vielleicht nichts an", fuhr ich fort, "aber, na ja, Ihre Frau hat mich sehr stark beeindruckt, und ich dachte, Sie sollten wissen..." Am anderen Ende blieb es still, und also redete ich weiter," ...was für eine wirklich wunderschöne Frau sie ist, nicht nur vom Aussehen her, sondern wegen der Liebe und Hingabe, die sie Ihnen und Ihrem kleinen Sohn entgegenbringt. Ich habe gesehen, dass es Ihnen nicht gefallen hat, dass sie das Geld für das Kleid ausgegeben hat, aber Ihrer Frau erschien es so wichtig, für Sie schön auszusehen, damit Sie bei diesem Treffen stolz auf sie sein konnten, und sie war so froh darüber, dass der Preis erheblich gesenkt worden war." Ich holte tief Luft und fuhr fort: "Sie hat es wirklich im Gedanken an Sie gekauft, und jetzt ist das Kleid noch weiter heruntergesetzt worden. Kann sie es nicht haben?" Ich kam mir vor wie in einem Plädoyer.

Es schien mir so logisch und einfach. In einer letzten Bemühung, meine Botschaft deutlich zu machen, fügte ich hinzu: "Ich glaube, ich versuche etwas zu sagen, das mein Vater mich gelehrt hat, als er sagte: 'Es ist gut, die Dinge zu schätzen, die man mit Geld kaufen kann, aber es ist auch gut, ab und zu eine Überprüfung vorzunehmen und sicherzustellen, dass man nicht die guten Dinge im Leben verloren hat, die man mit Geld nicht kaufen kann.' "

Angesichts einer Stille, die ich dem Nachdenken zuschrieb, wuchs meine Hoffnung, aber die nachfolgende Antwort war niederschmetternd. "Sie haben Recht. Es geht sie nichts an. Und ich glaube, ich habe meine Absichten im Geschäft klar geäußert. Aber vielen Dank, dass Sie an uns gedacht hab en." Damit legte er auf. Kein "Auf Wiedersehen", nur das harte Klicken des Telefonhörers - unser Gespräch war beendet.

Nachdem ich derart scharf auf meinem Platz verwiesen worden war, fühlte ich mich abgekanzelt, wie ein ungezogenes Schulmädchen, das in einem Bekleidungsgeschäft jobbt. Aber diese Stimmung beherrschte mich nicht lange; ich hatte das Risiko vor meinem Anruf gekannt; ich hatte nur meine Gefühle geäußert. Ich wollte, dass er wusste, was ich von der Sache hielt. Er war der emotionale Analphabet, nicht ich. Die Sache war den Anruf wert gewesen - auch wenn ich wünschte, es wäre etwas anderes dabei herausgekommen.

Als ich ein paar Tage später wieder zur Arbeit kam, begrüßte mich ein Sträußchen weißer Gänseblümchen mit einer Karte, auf der stand: "Danke für Ihre Aufmerksamkeit." Die Karte war nicht unterschrieben.

"Wann ist das gekommen?", fragte ich Helen, meine Kollegin.
"Gestern", erwiderte sie.
"Hast du irgendeine Idee, von wem sie sein könnten?"
"Wir haben gedacht, du hättest einen geheimen Verehrer!"

Verwirrt ging ich an meine übliche Arbeit. Ich hängte gerade ein paar Kleidungsstücke zurück, als eine aufgeregte, vage vertraute Stimme sagte: "Ich hatte gehofft, Sie hier zu finden!"

"Oh, Molly, wie schön, Sie wieder zu sehen", lächelte ich überrascht. Warum hatte ich nicht zwei und zwei zusammengezählt? Natürlich waren die Gänseblümchen von ihr, ein Friedensangebot zum Ausgleich für die Grobheit ihres Mannes.

"Er hat es für mich gekauft!" platzte sie, offensichtlich überglücklich, fröhlich heraus. Sie zweifelte nicht im Geringsten daran, dass ich wusste, was "es" war.

Von ihren Worten angenehm überrascht, grinste ich nun genau wie sie von einem Ohr zum anderen. "Hey, ich freue mich so für Sie - das Kleid war wirklich wie für Sie gemacht!"

"Aber das ist noch nicht alles", fuhr sie fort und öffnete ihre Handtasche, um dort etwas herauszufischen, während sie weitersprach. "Eigentlich ist es noch nicht einmal das Beste. Ich musste es Ihnen einfach zeigen - sehen Sie sich das Briefchen an, das er hineingesteckt hat, bevor er es mir gab." Unbewusst hielt sie das Blatt Papier an ihr Herz, als ob es für sie etwas unendlich Kostbares wäre. Dann streckte sie es mir entgegen; offenbar wollte sie ihre Freude unbedingt mit jemandem teilen.

Weiterhin lächelnd angesichts ihres Glücks, faltete ich das Blatt vorsichtig auseinander und las in steiler Handschrift:

Liebling,
es tut mir Leid, dass ich durch den Stress bei der Arbeit und den Druck, gut für euch zu sorgen, aus den Augen verloren habe, wofür ich eigentlich arbeite. Ich bedaure auch, dass es so lange gedauert hat, bis ich erkannt habe, dass du dieses Kleid verdienst. Ich habe viel zu lange gebraucht, um viele Dinge zu erkennen - auch, wie wunderschön du aussehen wirst, wenn du es trägst. Und am wichtigsten ist, dass mir klar geworden ist, wie glücklich ich bin, dass ich dich und deine Liebe habe. Danke, dass du mich so liebst.
 Für immer dein
... 

Ich fühlte, dass sie mich beobachtete, als ich still die Zeilen las, und trotzdem standen ihr die Tränen in den Augen. Ganz sicher las sie mit ihrem Herzen mit, speicherte jedes Wort, prägte es für immer ihrer Seele ein. Ihr übervolles Herz rührte mich genauso wie die Demut und die Liebe, die aus den Worten dieses Briefchens sprachen.

"Das ist wundervoll, Molly", sagte ich und meinte es wirklich so.

"Das finde ich auch", antwortete sie. Ich musste es Ihnen einfach mitteilen. Oh, die hübschen Blümchen", bemerkte sie dann und blickte auf das Sträußchen neben der Kasse. "Sind die von Ihrem Freund?" Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr sie fort: "Wissen Sie, mein Mann hat mir gestern einen Strauß Rosen geschickt. Ach, ich liebe diesen Mann einfach."

Ich sagte nichts. Es schien weiser, ihr nicht zu erzählen, dass ich ihren Mann angerufen hatte und er mir die weißen Gänseblümchen geschickt hatte - als kleines Dankeschön für den Weckruf, der ihn daran erinnert hatte, dass er für sie etwas Besonderes war.

Herzen bei der Arbeit. Sind sie nicht erstaunlich? 
Bettie B. Youngs 
Entnommen aus: Gifts of the Heart

Aus: "Hühnersuppe für die Seele - Weitere Geschichten, die zu Herzen gehen"
Jack Canfield / Mark Hansen    
 
 

Freitag, 18. Januar 2013

Die Verfilzung des Klerus mit der Politik

"Ein Bürgermeister sagt sich natürlich auch, eine Schule ist für mich ein Standortvorteil. Und für uns eben ein hohes Interesse hier vor Ort auch mit der Kirchengemeinde gemeinsam Bildungsarbeit aber auch Glaubensarbeit zu leisten. Und je jünger die Menschen sind, umso eher kann man sie für die Kirche gewinnen, für ein kirchliches Leben. Und das ist die Idee die dahintergestanden hat."
Frank Olie, von der evangelischen Schulstiftung Berlin und Brandenburg (ab Minute 32:23 im Video)

"Kein Mensch wird dazu gezwungen in kirchlichen Einrichtungen arbeiten zu wollen. Jeder hat die Entscheidung. Die Kirchen haben dabei kein Monopol auf Kindergärten oder auf Schulen oder was auch immer, sondern jeder kann sich frei entscheiden ob er dort tätig sein will oder nicht. Und deshalb unterwirft sich jeder freiwillig auch den Bedingungen die dort gelten"
Norbert Barthle (ab Minute 39:15 im Video)

Gott hat hohe Nebenkosten - Doku über die Besonderheiten kirchlicher Arbeitgeber

Es geht mir jetzt gar nicht so sehr um die - nach meinem Rechtsverständnis - skandalöse Finanzierung der kirchlichen Sozialeinrichtungen und deren Bevorzugung staatlichen Einrichtungen gegenüber. Viel gravierender für mein Empfinden ist der Umstand, dass die Menschen, welche dort arbeiten wollen oder auch müssen, da sie keine andere Möglichkeit für sich sehen, der jeweiligen Glaubensgemeinschaft beitreten müssen um eine dauerhafte Anstellung zu bekommen. Weder die katholische noch die evangelische Kirche akzeptieren auf Dauer Konfektionslose oder Andersgläubige als Mitarbeiter in ihren Reihen, wobei die katholische Kirche mir um einiges rigoroser erscheint. Wie in der Doku dargestellt schreckt diese selbst vor Denunziation (öffentliche Brandmarkung) nicht zurück.
Der Staat zieht sich immer mehr aus seinen sozialen Einrichtungen zurück und wie es aussieht springen die Kirchen nur zu gern in diese entstehende Lücke um sie zu schließen und ihren Machtbereich wieder zu erweitern. Hier bietet sich nämlich eine Möglichkeit die Kirchenaustritte zu kompensieren. Kontinuierlich wird der Sozialstaat abgebaut und die Kirchen, die nach wie vor in der Gesellschaft (zu Unrecht) den Status von gemeinnützigen Vereinen haben, holen sich als Arbeitgeber auf erpresserische Weise einen Teil der verlorenen Schäfchen wieder zurück.
Welche Konsequenzen derart gestalteter Arbeitsverhältnisse (obwohl zu 100 % von allen Steuerzahlern finanziert, um keine Missverständnisse aufkommen zu lassen, nicht von der Kirchensteuer) haben kann, zeigt aktuell der Fall einer möglicherweise vergewaltigten Frau in Köln. Es wird einfach die Behandlung einer in Not geratener Person verweigert. Sich jetzt mit "Missverständnis" herauszureden ist einfach nur billig und für mich nicht glaubwürdig. In Not geratenen Menschen darf die Hilfe nicht verweigert werden! Ohne Wenn und Aber. Punkt. Denkbar wäre übrigens auch, dass irgendwann nur noch die Mitglieder der eigenen Konfession Zugang zu deren Einrichtungen haben.

Grundgesetz
Artikel 3, Absatz 3:
Niemand darf wegen seines Geschlechtes, seiner Abstammung, seiner Rasse, seiner Sprache, seiner Heimat und Herkunft, seines Glaubens, seiner religiösen oder politischen Anschauungen benachteiligt oder bevorzugt werden. Niemand darf wegen seiner Behinderung benachteiligt werden.
Gilt das Grundgesetz für die Kirchen nicht?

Was mich jetzt noch interessieren würde, gibt es in Deutschland Schulen, Kindergärten, Krankenhäuser die von Muslimen oder anderen Glaubensrichtungen geführt werden? Und wenn ja, werden sie dann auch vom Steuerzahler finanziert? Was ihnen dann selbstverständlich zustehen würde.

Die christlichen Werte von denen vor allem Pfarrer Schiffers so viel spricht haben sich mir übrigens nicht erschlossen. Sehr wohl verstanden habe ich allerdings Frank Olie, dass je jünger der Mensch ist umso besser und nachhaltiger manipuliert werden kann.
Die Werte nach denen ich mein Leben von jeher ausgerichtet habe und auch weiterhin lebe sind:
Helfen wo ich helfen kann, alles was meinen Weg kreuzt zu respektieren, keinem willentlich Schaden zuzufügen und für alles was ich tue die Verantwortung übernehmen und dafür geradezustehen.

Paulinchen
 

Dienstag, 15. Januar 2013

Ein Missionar wird missioniert und wird Sprachforscher

Das glücklichste Volk der Welt


Nun ja, die Lebensweise der Pirahã-Indianern anzunehmen ist wohl nicht im Sinne der Weltgemeinschaft und schon gar nicht umsetzbar. Jedoch etwas von ihrer Lebenseinstellung - mehr Zufriedenheit, weniger Konkurrenzdenken, achtsamer und respektvoller Umgang mit allem was uns umgibt - würde das Leben auf diesem Planeten doch um einiges lebenswerter für alle machen.

Wer sich für das Buch "Das glücklichste Volk: "Sieben Jahre bei den Pirahã-Indianern am Amazonas" von Daniel Everett interessiert: bei Amazon sind aufschlussreiche Rezensionen von Menschen die das Buch gelesen haben.

 

Montag, 14. Januar 2013

Neues von Rainer Weigt

Maskenball vor Wahlen
(In Egalite Liberite Fraternite Versen)
 

Nun steh ich wieder in der Bütt.
/Nun steh ich hier am Mikrofon/
Viel gute Laune bring ich mit.
/Gute Laune bringt guten Ton./
Die gute Laune wird vergehen,
will man sich Politik ansehen.
 

Schwarz/Gelb scheint bunt, gut anzusehen,
doch schau genau, Dir wird's vergehen.
Sie schmeicheln Dir, mit tollen Wortmasken,
doch Du kriegst nichts, denn Du sollst fasten.
 

Ost- Rentenangleichung war versprochen.
Frau Merkel hat das Wort gebrochen.
So wie beim Lohn. gibt es geringere Prozente,
das reicht nicht aus, für eine gute Rente.
 

Patienten sollen mehr Rechte haben,
so lobt Herr Bahr laut seine Gaben.
Hast Du den Schaden, suchst Dein Recht,
merkst Du, für Dich, steht's weiter schlecht.
 

Geringverdienern künftige Rente aufzustocken,
damit wollt die Frau Leyen locken.
Jedoch war es nur schöner Schein,
die CSU sagt jetzt laut nein.
 

Frau Schröder sprach vom Mindestlohn.
das war fürwahr ein neuer Ton.
Doch Töne kann der Mensch nicht essen,
drum kannst das Ganze Du vergessen.
 

Du fragst Dich, was soll das Gequassel,
ich sitze doch weiter im Schlamassel?
Mal ohne Job, mal Niedriglohn,
zuletzt ne Minirente, Dir zum Hohn.
 

Mehr Geld für Bildung, sei wichtig für alle,
hört man in jeder Wahlkampfhalle.
Doch fragst Du wo der Bildungsschornstein raucht,
dann wird das Geld für anderes verbraucht.
 

Rettungsschirm klingt auch recht gut.
Europas Bürger fassen Mut.
Doch nicht die Menschen dieser Erden,
die Banken sollen gerettet werden.
 

Deutschland will offiziell friedlich sein,
trotzdem mischt es sich laufend in Kriege ein.
Es liefert Waffen in Spannungszonen.
Wie friedlich ist das Land wo wir wohnen?
 

Drum fallt nicht länger darauf rein,
wenn sie die schönen Worte schrein.
Wehrt Euch gemeinsam, mit Verstand,
dann wird es besser, auch hierzuland.
 

Rainer Weigt  12.01.2013  Tel 01701515677 Weiterverbreitung erwünscht

Freitag, 11. Januar 2013

Das Mysterium der Liebe - Eine weise Vorausschau

Eine kleine Geste der Liebe

Eine Tat beeindruckt mehr als tausend Worte.
Henrik Ibsen

Als ich heranwuchs, unterbrach mein Vater immer das, was er gerade tat, und hörte mir zu, während ich ihm atemlos alles erzählte, was ich an diesem Tag erlebt hatte. Für ihn war kein Thema tabu. Der schlaksigen, linkischen Dreizehnjährigen zeigte Dad, wie eine Dame steht und geht. Als ich mich mit siebzehn verliebte, wollte ich von ihm wissen, wie ich einen neuen Schüler an der Schule becircen könnte.
"Bleib  bei neutralen Themen", empfahl er mir, "und frage ihn nach seinem Auto"
Ich befolgte seine Anregungen und berichtet ihm täglich von den erzielten Fortschritten. "Terry hat mich zu meinem Spind begleitet!" - "Weißt du was? Terry hat meine Hand gehalten!" - "Dad! Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm ausgehe!" Terry und ich gingen über ein Jahr zusammen, und bald meinte Dad scherzhaft: "Ich kann dir sagen, wie man einen Mann angelt; das Schwierig ist, ihn wieder loszuwerden."
Als ich den College-Abschluss in der Tasche hatte, war ich bereit, mich abzunabeln. Ich bekam einen Job als Sonderschullehrerin in einer Schule in Coachelle, einer Wüstenstadt in Kalifornien, rund 170 Meilen von zu Hause. Es war kein Traumjob. Die Sozialwohnungen gegenüber der Schule waren ein Refugium für Drogenkonsumenten. Nach Einbruch der Dunkelheit lungerten Banden von Jugendlichen um die Schule herum. Viele meiner Schützlinge, emotional gestörte zehn- bis vierzehnjährige Jungen, waren wegen Ladendiebstahls, Autodiebstahls oder Brandstiftung festgenommen worden.
"Sei vorsichtig", warnte Dad mich bei einem meiner häufigen Wochenendbesuche zu Hause. Er machte sich Sorgen, weil ich allein lebte, aber ich war dreiundzwanzig, begeistert und naiv, und ich musste auf eigenen Füßen stehen. außerdem waren die Lehrerjobs 1974 rar, und ich schätzte mich glücklich, überhaupt einen zu haben.
"Mach dir keine Sorgen", beruhigte ich ihn, als ich vor meiner Rückreise zu meinem Wüstenjob das Auto belud.
Ein paar Abende später blieb ich nach dem Unterricht noch in der Schule, um mein Klassenzimmer umzuräumen. Als ich fertig war, machte ich das Licht aus und schloss die Tür. Dann steuerte ich auf das Tor zu. Es war verschlossen! Ich sah mich um. Alle - die Lehrer, das Aufsichtspersonal, die Sekretärinnen - waren schon nach Hause gegangen. Sie wussten nicht, dass ich noch da war, und hatten mich auf dem Schulgelände allein gelassen. Ich warf einen Blick auf meine Uhr - es war fast sechs. Ich war so in meine Arbeit vertieft gewesen, dass ich nicht auf die Zeit geachtet hatte.
Nachdem ich alle Ausgänge überprüft hatte, fand ich ein Tor an der Rückseite der Schule, unter dem ich mich gerade so durchquetschen konnte. Ich schob als Erstes meine Handtasche durch, legte mich auf den Rücken und zwängte mich langsam voran.
Dann nahm ich meine Tasche wieder an mich und ging zu meinem Auto, das auf einem Feld hinter dem Gebäude geparkt war. Gespenstische Schatten verdunkelten den Schulhof.
Plötzlich hörte ich Stimmen. Ein schneller Rundumblick zeigte mir, dass mindestens acht Jungen im Highschool-Alter mir folgten. Sie waren einen halben Block entfernt. Trotz der einbrechenden Dunkelheit sah ich, dass sie die Abzeichen einer Gang trugen.
"Hey!" rief einer von ihnen. "Bist du Lehrerin?"
"Nee, die is viel zu jung - muss ´ne Assistentin sein!", meinte ein anderer.
Als ich schneller ging, lästerten sie weiter. "Hey! Die is vielleicht scharf!"
Ich legte noch einen Schritt zu und griff in meine Schultertasche, um meine Schlüsselbund herauszuholen. Ich hab den Schlüssel in der Hand, dachte ich, ich kann das Auto aufsperren und einsteigen, bevor ... Mein Herz hämmerte wie wild.
Panisch tastete ich in meiner Handtasche herum, aber der Schlüsselbund war nicht da!
"Hey! Jetzt holen wir uns die Lady!", schrie ein Junge.
Lieber Gott, bitte hilf mir, betete ich im Stillen. Plötzlich umschlossen meine Finger einen einzelnen Schlüssel in meiner Handtasche. Ich wusste gar nicht, ob er überhaupt für mein Auto war, aber ich nahm ihn heraus und hielt ihn fest in der Hand.
Ich sprintete über den Rasen zu meinem Auto und probierte den Schlüssel. Er passte! Ich öffnete die Tür, glitt auf den Sitz und verriegelte die Tür von innen - im selben Augenblick umzingelten die Jugendlichen den Wagen, traktierten die Seiten mit Fußtritten und schlugen auf das Dach ein. Zitternd ließ ich den Motor an und fuhr davon.
Später gingen mehrere Lehrer mit mir zur Schule zurück. Mit Taschenlampen fanden wir den Schlüsselbund auf dem Boden neben dem Tor, wo er herausgefallen war. als ich mich darunter durchgezwängt hatte.
Als ich in meine Wohnung zurückkam, klingelte das Telefon. Es war Dad. Ich erzählte ihm nichts von meinem Horrorerlebnis. Ich wollte ihn nicht beunruhigen.
 "Ach, ich gab ganz vergessen, es dir zu sagen", meinte er. "Ich hab einen zusätzlichen Autoschlüssel machen lassen und ihn in deine Handtasche gelegt - nur für den Fall, dass du ihn mal brauchen solltest."
Heute bewahre ich diesen Schlüssel in der Schublade meiner Frisierkommode auf und halte ihn in großen Ehren. Immer, wenn ich ihn in die Hand nehme, erinnere ich mich an all die großartigen Dinge, die Dad im Lauf der Jahre für mich getan hat. Ich weiß, dass seine Weisheit, seine Anleitung und seine Bestätigung für mich immer noch ganz wichtig sind, auch wenn er inzwischen achtundsechzig ist und ich vierzig bin. Vor allem aber stehe ich staunend vor der Tatsache, dass seine aufmerksame Geste, einen zusätzlichen Schlüssel anfertigen zu lassen, mir vielleicht sogar das Leben gerettet hat. Und ich verstehe, dass eine kleine Geste der Liebe Außergewöhnliches bewirken kann.
Sharon Whitley

Aus: "Hühnersuppe für die Seele - Weitere Geschichten, die zu Herzen gehen"
Jack Canfield / Victor Hansen