Mittwoch, 26. August 2009

Meine Freiheit - Deine Freiheit

Freiheit hat mit Deutschland
selbstverständlich was zu tun,
sofern man wirtschaftlich
dazu was beiträgt.
Manche müssen unfrei bleiben
keiner ist immun
wenn er den Zug versäumt
der ihn dann freiträgt.
Wenn er den Zug nicht sieht
und alles komplizieren muss
tja, dann wird es Regeln geben
die er respektieren muss.
Dann wird ihm sein Arbeitgeber
vielleicht sagen:
Meine Freiheit muss noch lang nicht
Deine Freiheit sein
Meine Freiheit: Ja!
Deine Freiheit: Nein!
Meine Freiheit wird
von der Verfassung garantiert
Deine hat bis jetzt nicht interessiert.
Meine Freiheit heißt,
dass ich Geschäfte machen kann.
Und Deine Freiheit heißt,
Du kriegst bei mir ´nen Posten.
Und da Du meine Waren kaufen musst.
stell ich Dich bei mir an.
Dadurch verursacht
Deine Freiheit keine Kosten.
Und es bleibt dabei, dass meine Freiheit
immer wieder meine Freiheit ist.
Deine Freiheit bleibt
meiner Einverleibt.
Und wenn ich meine Freiheit hab
hast Du Deine Freiheit nicht.
Und meine Freiheit
wird dadurch zu Deiner Pflicht.
Und darum sag ich Dir:
Verteidig` meine Freiheit mit der Waffe in der Hand
und in den Händen Deiner Kinder!
Damit von Deinen Kindern keines
bei der Arbeit je vergisst,
was Freiheit ist.
Meine Freiheit sei Dir immer
oberstes Gebot
Meine Freiheit bleibt
treu bis in den Tod.
Wen Dir das vielleicht nicht logisch vorkommt denk an eines blos:
Ohne meine Freiheit bist Du arbeitslos.
Ja, Freiheit ist was anderes als Zügellosigkeit.
Freiheit heißt auch Fleiß,
Männlichkeit und Schweiß.
Ich werd Dir sagen,
was ich heutzutag als freiheitlich empfind:
Die Dinge so zu lassen wie sie sind.
Drum ist in jedem Falle meine Freiheit
wichtiger als Deine Freiheit je.
Meine Freiheit: Yes!
Deine Freiheit: Nee!
Meine Freiheit ist schon
ein paar hundert Jahre alt.
Deine Freiheit kommt vielleicht
schon bald.
Aber vorläufig ist nichts
mit Deiner Freiheitsambition
denn Du hast noch keine Macht
und keine Organisation.
Ich wär` ja dumm, wenn ich auf meine Freiheit
Dir zu lieb verzicht
darum behalt ich meine Freiheit.
Du kriegst Deine Freiheit nicht.
NOCH nicht!
Georg Kreisler

Donnerstag, 20. August 2009

"Schlagt sie tot"

Ein Lied über das destruktive Gedankengut nicht nur frustrierter Faschisten, die zu rassistischen Morden, Krieg und Abschaffung von geistigem Gut ...
von Georg Kreisler

Einleitung:
Sie bringen die Asylanten um, indem sie sie in ihre Heimatländer zurückzwingen, wo sie umgebracht werden.
Die Polizei bring die Mafia um.
Die Mafia bringt die Polizei um.
Es gibt kein staatliches Gewaltsmonopol mehr, alle morden wo sie nur können.
Sie bringen auch die Kultur um, und die Theater, die Musen, und sie bringen die Menschen um, die da hinein wollen.
Sie bringen die Studenten um, indem sie die Universitäten umbringen.
Die Tiere sowieso.
Und wenn sich zufällig ein alter Mensch am Morden beteiligen will, lacht man ihn aus und bring ihn um.
Und zwar sofort.

Lied:
Wenn dich kleine Kinder stören,
schlag sie tot!
Auch wenn sie dir selbst gehören,
schlag sie tot!
Triffst du einen Judenbengel,
spiele seinen Todesengel:
schlag ihn einfach Mausetot!

Siehst du eine Negerfratze,
schlag sie tot!
Stört dich deines Nachbarn Glatze,
schlag ihn tot!
Du musst dich für gar nichts schämen,
musst dir nichts zu Herzen nehmen,
schlag sie einfach Mausetot.

Türken, Kurden, Libanesen

und auch Weiße,
unbrauchbare Lebewesen

sind halt Scheiße.
Kommunisten, Anarchisten uns so weiter ...
Mach dir nicht das Leben schwer.

Rechtsanwälte, Angestellte, Friedenstauben,
Alle die noch immer an das Gute glauben,
in den Müll, in den Dreck ...
Putz sie einfach weg!

Hat ein Bürger Beinprothesen,
schlag ihn tot!
Will ein Bürger Bücher lesen,
schlag ihn tot!
Arbeitscheue oder Streuner
und vergiss nicht die Zigeuner,
schlag sie einfach Mausetot!

Komm mir nicht mit Demokraten,
köpf sie! kill sie!
das sind Todeskandidaten,
niemand will sie.

Vater, Mutter, Schwestern, Brüder,

alte Freunde ...
brauchst du die für irgendwas?

Pfarrer, Lehrer, Besserwisser,
strangulier sie!
All die blöden Tintenpisser,
massakrier sie!
Merk dir eins, du bist stark,
aller Rest ist Quark.

Lass uns wieder Kriege führen,
schlag sie tot!
Ganze Völker dezimieren,
schlag sie tot!

Erst wenn sie im Grab verschwinden,
wirst du dran Gefallen finden.
also schlag sie Mausetot!

Mausetot frisst kein Brot.
Pack sie und schlag sie TOT!

Mittwoch, 19. August 2009

Menschen im Abseits

Akkurat am 21. April lieferte ich unser Auto in der Werksatt ab. Inspektion und Räderwechsel - Winter ab, Sommer dran. Der Werkstattaufenthalt bescherte mir Zeit für einen Stadtbummel.
Auf dem Weg zum Kurviertel - ich hatte mir eben eine Pfeife angezündet und bummelte zweifach genießend, nämlich Tabak und Sonne - stellte sich mir eine tief gebeugte graue Gestalt in den Weg: "Ach bitte, ich will Ihnen mal ... und ob Sie mir vielleicht helfen ..."
Von unten herauf huschten graublaue Augen über mein Gesicht, kehrten gleich wieder zurück, und ich sah nur noch das graue Haar über dem grauen Tuchmantel und bemerkte dann, wie die alte Frau in einem Täschchen suchte, das sie neben einem Gehstock in der Hand hielt.
"Sehen Sie, wenn ich was zum ...", die freie Hand bewegte sich, als ob sie ein Werkzeug hielte, "und das da hineindrehen könnten ..." Sie hielt inne, atmete heftig und blickte mich voll an, mit zaghaftem Lächeln. Und irgend etwas nahm mich für mein Gegenüber ein.
"Hm, schrauben geht nicht", stellte ich fest, hielt die beiden Scherenhälften gegeneinander und versuchte, den Nietstift in die Bohrung einzudrücken.
Die Frau sah aufmerksam zu. "Das ist genietet", erklärte ich ihr. Doch gewiss konnte sich die Frau nichts darunter vorstellen. Also legte ich die Schere auf den ebenen Kopf eines Eisenpfostens, bei dem wir standen, und führte ihr den Hammerschlag vor. "Sehn Sie, einen Hammer bräuchte ich, der treibt den Stift über dem Loch auseinander, und der hält dann die Schere zusammen."
"Ach so." Sie schüttelte leicht den Kopf.
Ich kann`s mit dem Feuerzeug versuchen", überlegte ich.
Schon hatte ich das schwere Ding in der Hand. Und während der Ersatzhammer tatsächlich den Stift in die Bohrung trieb, erzählte mir die Frau, sie sei jetzt 84 Jahre alt und ihr Mann vor 29 Jahren verstorben. Nun habe sie niemanden, der ihr behilflich sei, und das Altersheim wolle sie nicht aufnehmen. "Jetzt gehe ich aber hin zum Mittagessen". schloss sie, und wies eine Essensmarke vor.
"So, so. Ins Altersheim, zum Mittagessen", sagte ich und nickte ihr zu und betrachtete dann die silberglänzende Fläche des Feuerzeuges, das wahrlich nicht zum Nieten noch sonstigem Handwerk bestimmt war.
Dennoch war uns die Nieterei soweit geglückt, dass die Scherenhälften nun nicht mehr auseinander konnten. Hocherfreut nahm die alte Dame ihre Schere entgegen.
"Aber zum Schneiden ist es nicht fest genug." Ich wies auf mein Feuerzeug. "Das schafft es nicht, Ist halt kein Niethammer."
Sie lächelte. "Wissen Sie, ich bin ja schon so froh, dass jemand wenigstens Zeit für mich hat. Richtig dankbar bin ich Ihnen."
Bevor wir voneinander schieden, fiel es mir ein: Dort im Altersheim sind doch auch Männer?"
Die Frau sah mich an, zögernd kam es: "Ja, Männer auch."
"Bestimmt auch jemand, der so was kann, hämmern, nieten und so. Wenn Sie heute einfach mal einen der Herren danach fragen, vielleicht macht der Ihre Schere wieder flott", ermunterte ich sie.

Dann sah ich der grauen Gestalt nach und ergrimmte ob des feisten: "In Deutschland gibt es keine Armut!" Indessen war die Tabaksglut ausgegangen. Ein leiser Wind half der Flamme beim Anzünden. Aber nicht jedesmal lehrt mit der Glut auch der Genuss zurück.
Piet Horniss

Sonntag, 16. August 2009

Das geht uns alle an

Arbeitslose werden durch Teilnahme an einem psychologischen Test durch den medizinischen Dienst der Arbeitagenturen zu GEISTIG BEHINDERTEN erklärt. (Monitor 13.08.2009)
Arbeitslose sollen die Möglichkeit haben, durch den VERKAUF IHRER ORGANE, ihren Lebensunterhalt zu sichern. (Vorschlag von Herrn Oberender)
Und und und ...
Was für kranke Gehirne denken sich derlei Absurditäten aus? Wie lange wollen wir alle uns dies gefallen lassen? Die Ignoranz der Mehrheit in unserem Lande macht mich wütend und fassungslos. Es kann doch nicht sein, dass Mensch erst selbst die Repressalien am eigenen Laibe verspüren muss, um zu erkennen, was wirklich läuft. Oder besteht unser Volk in der Mehrheit wirklich aus Schafen, die hinter Jedem herlaufen, der saftige Wiesen verspricht und unfähig sind den Müll zu erkennen der ihnen vorgesetzt wird? (Die Vierbeiner mögen mir diesen Vergleich verzeihen.)

Auf http://www.sanktionsmoratorium.de/pdfs/aufruf_lang_web.pdf kann sich jeder informieren, was Arbeitslosigkeit in Deutschland wirklich bedeutet. Danach kann jeder für sich entscheiden, ob er dies mitverantworten will oder nicht.

Denn eines sollten wir uns alle bewusst machen: Für alle Gesetze die zur Anwendung kommen, trägt jeder einzelne von uns seinen Teil der Verantwortung, ob er nun will oder nicht. Es ist an der Zeit unsere "Volksvertreter" zur Ordnung zu rufen und ihnen deutlich zu machen, dass wir für uns und unsere Kinder eine Gesellschaft haben wollen, in der Jeder sein Auskommen hat und ohne Diskriminierung leben kann.

Nichts muss so bleiben wie es ist, wenn es einem nicht gefällt!

Hier geht`s zur Unterschrift http://www.sanktionsmoratorium.de/

Viel Erfolg uns allen ...

Freitag, 14. August 2009

Die entscheidende Frage

Mach weiter! Ein besseres Schicksal erwartet dich.
Victor Hugo

Ist es nicht erstaunlich, wie wenige von uns sich die entscheidende Frage stellen?
Vor ein paar Jahren war ich zu einem Vortrag für die Studentenschaft eines kleinen Colleges in South Carolina eingeladen worden. Die Rednerin war eine bedeutende Frau, und die versammelten Studenten warteten schon ganz aufgeregt darauf, sie zu hören. Nach einer kurzen Einleitung durch den Gouverneur ging die Frau ans Mikrofon. Sie schaute das gesamte Publikum reihum an - und begann mit den Worten:
"Meine Mutter war taubstumm, und meinen Vater habe ich nie gekannt. Meine erste Arbeit bekam ich auf einem Baumwollfeld"
Das Publikum war wie gebannt. "Nichts muss so bleiben, wie es ist, wenn es einem nicht gefällt", fuhr sie fort. "Es hat nichts mit Glück zu tun, es sind nicht die Umstände und auch nicht die Herkunft, die den Lebensweg einer Person unabänderlich bestimmen." Und mit leiser Stimme wiederholte sie: "Nichts muss so bleiben, wie es ist, wenn es einem nicht gefällt."
"Um aus einem unglücklich Lebensumstand, mit dem man nicht zufrieden ist, herauszukommen", fügte sie entschlossen hinzu, "sollt man sich die entscheidende Frage beantworten: ´Was möchte ich an meinem Leben ändern?`Und dann muss man alles tun, um die angestrebten Veränderungen herbeizuführen."
Ein wunderschönes Lächeln erschien auf ihrem Gesicht, als sie sagte: "Mein Name ist Azie Taylor Morton. Ich stehe heute vor Ihnen als Finanzministerin der Vereinigten Staaten von Amerika."
Bob Moore

Aus: "Hühnersuppe für die Seele In Arbeit und Beruf
Jack Canfield / Mark Victor Hansen


In sechs Wochen ist Bundestagswahl und somit eine wunderbare Gelegenheit für jeden von uns sich die entscheidende Frage zu stellen:
Was möchte ich an Veränderungen in unserer Gesellschaft zum Wohle Aller verwirklicht sehen?
Wenn jeder sich diese Frage beantwortet und aktiv an der Umsetzung arbeitet, können wir gemeinsam die angestrebten Veränderungen erreichen.

NICHTS MUSS SO BLEIBEN WIE ES IST, WENN ES EINEM NICHT GEFÄLLT.
...

Mittwoch, 12. August 2009

Mit den Augen eines Kindes

Nach den Ferien fragte die Lehrerin ihre kleinen Schüler, wie sie die Ferien verbracht hätten. Ein Junge antwortete Folgendes:
"Weihnachten sind wir immer bei Oma und Opa. Früher wohnten sie hier bei uns in einem großen Backsteinhaus, aber Opa wurde abserviert, und jetzt sind sie nach Florida gezogen. Sie wohnen in einem Park mit vielen anderen abservierten Leuten. Sie wohnen alle in Konservenbüchsen und fahren Dreiräder, die zu groß für mich sind.
Sie gehen alle in ein Gebäude, das sie den alten Schuppen nennen, aber jetzt ist er repariert. Sie spielen ein Spiel mit großen Schachfiguren und schieben sie mit Stäben auf dem Boden herum. Es gibt einen Swimming-Pool, aber ich glaube, niemand bringt ihnen das Schwimmen bei; sie stehen einfach im Wasser und haben dabei die Hüte auf.
Früher hat meine Oma für mich Kuchen gebacken, aber dort kocht niemand. Sie gehen alle in Restaurants, in denen es schnell geht und sie sich selbst bedienen müssen, damit es billiger wird. Wenn man in den Park kommt, ist da ein Spielzeughaus, in dem ein Mann sitzt. Er passt den ganzen Tag auf, damit sie nicht herauskommen, ohne dass er sie sieht. Ich glaube, sie vergessen immer wieder, wer sie sind, denn sie tragen alle Schildchen mit ihrem Namen.
Oma sagt, dass Opa sein ganzes Leben lang hart gearbeitet hat, um sich seine Abservierung leisten zu können.
Ich wünschte, sie könnten wieder zu uns nach Hause ziehen, aber ich vermute, der Mann im Spielzeughaus lässt sie nicht heraus."
Verfasser unbekannt

Aus: "Hühnersuppe für die Seele Weitere Geschichten, die zu Herzen gehen"
Jack Canfield / Mark Victor Hansen

Sonntag, 9. August 2009

Beobachter aus dem Fernsehsessel

Sie verurteilen "die oben"
- ungeprüft;
Sie verurteilen "die unten"
- ungeprüft

und wähnen sich selbst
in der Mitte,
steril und ohne
echten Standpunkt.

Entnommen aus: "Du sprichst von Nähe"
Verschenk-Texte von Kristiane Allert-Wybranietz


Ja, so sind wir Menschen. Sehr früh schon lernen wir über andere zu urteilen: beurteilen, meist verurteilen.
Würde jeder sich fragen, was hätte ich getan: "oben" wie "unten", dann wäre ein echter Standpunkt möglich ...

Sonntag, 2. August 2009

Die Suche nach dem Sinn des Lebens

Eines Tages, die Sonne war gerade erst aufgegangen und der junge Mann hatte wieder einmal die ganze Nacht in Gedanken zugebracht, faste er den Entschluss, sein Leben zu erkunden.
Er wollte den Sinn des Lebens finden und machte sich auf den Weg. Stunden war er schon gegangen, die Sonne stand mittlerweile hoch am Himmel, da kam er in eine Stadt. Die Menschen, denen er begegnete, schienen alle sehr traurig zu sein. Es gab keinen einzigen, der fröhlich war und lächelte. Da sprach der junge Mann eine Frau an, die gerade dabei war, die Straße vorm Haus zu fegen: "Weshalb sehen alle Leute in eurer Stadt so traurig aus?"
"Ach", seufze die Frau, "vor Jahren zog ein Wanderer durch unsere Stadt und hat uns unermesslichen Reichtum versprochen, wenn wir ein Jahr lang nicht lachen würden. Alle waren wir damals so gierig, daß wir uns darauf eingelassen haben. Doch nachdem das Jahr vergangen war, war von den versprochenen Schätzen nichts zu sehen, aber wir alle hatten verlernt zu lachen. Seitdem sind viele Wanderer durch unsere Stadt gekommen, und wir haben sie gebeten, uns ein Lächeln zu schenken, doch alle hatten Angst, auch ihr Lachen könne für immer verlorengehen, und zogen schnell weiter."
"Ich will es besser machen als meine Vorgänger, denn wenn ich mit meinem Lächeln euch allen das Lachen zurückgeben kann, so kann mein Lachen gar nicht verlorengehen - es strahlt mir in euren Gesichtern ja hundertfach zurück. Ich wäre glücklich, wenn ich euch helfen dürfte"- sagte der junge Mann und lächelte die Frau an.
Und vor Freude begannen die Augen der Frau zu strahlen, und ihre Mundwinkel bewegten sich langsam nach oben. In den Augen des jungen Mannes sah sie ihr lächelndes Spiegelbild. Von Freude übermannt, begann sie lauthals zu lachen, und alsbald war die Straße zum Treffpunkt aller Bewohner der Stadt geworden, und einer schenkte dem anderen das wiedergewonnene Lächeln. Doch als sie dem Jüngling danken wollten, stellten sie fest, dass er nicht mehr da war.
Er hatte ein Weilchen zugesehen und sich am Glück der Menschen erfreut, dann war er weitergezogen. Hier gab es für ihn nichts mehr zu tun, und er wollte ja den Sinn des Lebens finden, also hatte er sich wieder auf den Weg gemacht.

Langsam zog die Abenddämmerung herauf. Es war an der Zeit, sich nach einem Lager für die Nacht umzusehen. In einiger Entfernung sah er die hell erleuchteten Fenster eines Bauernhauses. Rasch lenkte er seine Schritte in diese Richtung.
Noch bevor er das Haus erreichte, schlug der große, schwarze Hund an, der im Hof festgebunden war. Die Tür öffnete sich, und der Bauer trat heraus, um zu sehen, weshalb sein Hund zu bellen begonnen hatte.
Der junge Mann begrüßte den Bauern freundlich und trug sein Anliegen vor. "Freilich kannst du hier übernachten", antwortete der Bauer. "Du musst halt mit der Scheune vorlieb nehmen, aber im Heu hast du`s warm."
Der Bauer bat ihn einzutreten, und ohne dass er darum bitten musste, teilte dieser sein Abendessen mit dem jungen Wanderer.
Als beide satt und zufrieden waren, stopfte der Bauer sein Pfeifchen und fragte den jungen Mann, was ihn in diese abgelegene Gegend verschlagen habe.
"Ich bin auf der Suche nach dem Sinn des Lebens", antwortete der junge Mann. "Ich glaube, wer den Sinn des Lebens gefunden hat, ist glücklich und zufrieden. Ich habe mich immer so leer gefühlt, und in mir brannte eine unbändige Sehnsucht nach Glück, Wissen und der Einheit mit dem Universum. Ich glaube, diese kann man nur erfüllen, wenn man den Sinn des Lebens erkannt hat. Also haben ich mich auf den Weg gemacht, um Erfahrungen zu sammeln, und hoffe, dass mir das bei meiner Suche weiterhilft."
"Junger Mann", sagte der Bauer, "Wenn du dich mit solchen Gedanken trägst, dann lass mich dir eine Geschichte erzählen, die mir vor Jahren ein alter Mann berichtete, den ich für einen Weisen halte:

In einem fernen Land lebte schon seit über tausend Jahren eine Schildkröte. Tagein, tagaus hatte sie bisher nur geschlafen, gefressen und war ein paar Meter gekrochen. Nach tausend Jahren Alltagseinerlei wollte die Schildkröte nicht mehr weiterleben wie bisher. Alles erschien ihr so sinnlos. Sie wollte keine Schildkröte mehr sein, die schwer an ihrem Panzer zu tragen hat, sie wollte sich schnell vorwärtsbewegen können und etwas von der Welt sehen. Deshalb versuchte sie, sich von ihrem Panzer zu befreien. Den ganzen Vormittag über bemühte sie sich vergebens, aus ihrem Panzer herauszuschlüpfen. Erschöpft machte sie eine Pause, als einer ihrer Freunde herankroch. ´Guten Tag` sagte dieser freundlich. ´Ich habe dir schon ein Weilchen zugesehen. Was machst du denn da?`
´Ich versuche, mich meines Panzers zu entledigen, weil er nur stört und mich daran hindert, die Welt zu sehen. Du weißt ja selbst, wie langsam wir mit diesem Ding vorankommen`, antwortete die alte Schildkröte.
´Wenn du meinst! Vielleicht kann ich dir helfen. Freunde sollten einander immer helfen. Ich werde deinen Panzer hinten festhalten, und du versuchst, dich vorne hinauszuzwängen.`
Und tatsächlich, gemeinsam schafften sie es, die alte Schildkröte war aus ihrem Panzer geschlüpft. Ganz fremd erschien sie nun ihrem Freunde.
Doch sie war begeistert. ´Nun steht mir die Welt offen!` rief sie fröhlich aus.
´Was wirst du nun tun?`fragte ihr Freund.
´Ich werde mir die Welt ansehen. Willst du nicht mitkommen? Ich helfe dir auch aus deinem Panzer!`
´Ach nein, ich warte lieber hier auf dich und bewache deinen Panzer. Wenn du wiederkommst, kannst du mir ja alles berichten.`
Da umarmte die Schildkröte ihren Freund herzlich, verabschiedete sich, und so schnell wie noch nie in ihrem Leben machte sie sich auf.
Die Sonne stand schon hoch am Himmel, es war Mittag, als der Schildkröte schmerzlich bewusst wurde, wie sehr sie ihren Panzer brauchte, denn ungeschützt, wie sie war, brannte ihr die Sonne fürchterlich auf den Rücken. Die ersten Brandblasen bildeten sich.
Bitter war der Geschmack der Erkenntnis. Langsam rannen aus ihren Augen die dicken Tränen des Schmerzes und der Trauer. Mit Mühe erreichte sie den Schatten eines Gebüsches, und erschöpft schlief sie dort ein.
Als sie erwachte, sah sie eine Schildkröte neben sich, die noch viel älter als sie selbst zu sein schien. Diese kühlte ihr die Brandwunden mit feuchten Blättern. Die Schildkröte wollte gerade dazu ansetzen, ihre Blöße zu erklären, als ihre Pflegerin den Kopf schüttelte und sagte: ´Ich weiß! aber du hast einen Fehler gemacht. Nicht außen musst du etwas ändern, um neue Wege zu beschreiten, sondern innen, in dir, deine Einstellung zum Leben.`
´Wie kannst du das wissen?` fragte die Schildkröte erstaunt.
´Auch ich bin den schmerzhaften Weg der Erkenntnis gegangen, um zu erfahren, was ich dir eben gesagt habe. Nun ziehe ich langsam mit meinem Panzer durch die Welt und erzähle meine Geschichte, um Artgenossen den Weg zur Erkenntnis leichter zu machen. Dir bin ich ein bisschen spät begegnet, aber nicht zu spät. Als ich dich fand, kniete dein Freund in Verzweiflung neben dir und wusste nicht, wie er dir helfen sollte. Er muss dich sehr lieben, da er dir so weit gefolgt ist mit seinem schweren Panzer. Ich habe meine beiden Reisebegleiter mit ihm geschickt, um deinen Panzer zu holen. Sie müssen bald zurück sein.`
Die alte weise Schildkröte hatte kaum zu Ende gesprochen, da kamen die drei auch schon.
Voller Glück umarmten sich die beiden Freunde, und alle gemeinsam halfen der nackten Schildkröte in ihren Panzer zurück.
´Auch ich will es mir zur Aufgabe mache, mein Wissen an andere weiterzugeben, und vielleicht willst du mich als Partner auf meinem Weg begleiten?`fragte die Schildkröte ihren Freund.
´Ja, das werde ich tun. Wie ich bereits sagte, Freunde sollten einander immer helfen.`
Die beiden bedankten sich bei der weisen Schildkröte und ihren Begleitern.
´Innen, nicht außen!`betonte die weise Schildkröte noch einmal, und dann trennten sich ihre Wege.`

"Das waren die Worte des alten Mannes", sagte der Bauer, "und ich habe seit damals begonnen, meine Einstellung zum Leben zu ändern, und ich sage dir, den Sinn des Lebens kann man nur in sich selbst finden. Du musst deinem Leben seinen Sinn geben. Ich bring dich jetzt zu deinem Nachtlager in die Scheune.
Auch in dieser Nacht konnte der junge Mann nicht schlafen; er musste über die Geschichte nachdenken, die ihm der Bauer erzählt hatte.
Und als die ersten Sonnenstrahlen durch die Holzplatten in die Scheune fielen und seine Nase kitzelten, lächelte der jung Mann - nun musste er nicht mehr weitergehen, den Sinn des Lebens würde er in sich finden, egal wo er war. Er würde sich wieder auf den Heimweg begeben.
Als er die Scheune verließ, stellte er fest, dass der Bauer schon weg war zur Feldarbeit.
Der junge Mann schlug denselben Weg ein, den er gekommen war, aber wie verändert schien ihm alles! Die Blumen blühten am Weg, weiße Wolken zogen am Himmel, die Vögel zwitscherten in den Bäumen. Wie blind war er doch durchs Leben gegangen! Überall im Gras krochen Käfer, und durch die Lüfte schwirrten Insekten, alles war voller Leben.
Er empfand eine tiefe Liebe in sich zu allen Lebewesen. Da erkannte er: Der Sinn des Lebens kann einzig die Liebe sein, sie verwandelt alles. Wer für alles Sein auf Erden Liebe empfindet, der hat Glück und Zufriedenheit in sich. Er wird seinem Leben Sinn geben, indem er seine Liebe verschenkt.
Liebe ist der einzige Schatz, der sich vermehrt, je mehr man davon hergibt!

Sonja Bruckner