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Donnerstag, 31. Januar 2013

Herzen bei der Arbeit

Eigenes Geld

"Kann ich Ihnen helfen?", fragte ich.

Die Frage gehörte zu einem der beiden Jobs, die ich hatte. Aber wenn ich dafür weiter im College bleiben konnte, war es die Sache wert. Der erste Job war Telefonmarketing: Ich rief Leute zu Hause an, um sie zu fragen, ob sie diese oder jene Zeitschrift abonnieren wollten. Da die Anrufe zwischen siebzehn und zweiundzwanzig Uhr erfolgten, betrachteten die meisten Leute sie als eine Störung ihres Abendessens oder ihrer freien Zeit mit der Familie oder von beiden. Mit meinem Job in Wolfe's Department Store verhielt es sich ganz anders. Er war eher ein Vergnügen als eine Arbeit, denn hier bestand meine Aufgabe darin, die Reihen mit herrlichsten Kleidungsstücken aus den zartesten Stoffen in Ordnung zu halten und an reizende Frauen mit manikürten Nägeln und gestylten Frisuren zu verkaufen - Frauen, die sich solche Dinge leisten konnten oder gern leisten würden.

"Hmmm, ich hoffe es", meinte sie versonnen. Sie war hübsch, um die fünfunddreißig. Sie trug ein leichtes gelbes Sommerkleid und Sandalen, und ihr kastanienbraunes Haar umspielte in weichen Locken ihre Schultern.

"Mein Mann hat in sechs Wochen Klassentreffen, und ich möchte besonders hübsch für ihn aussehen", fuhr sie fort. "Vor sechs Wochen habe ich hier ein wunderschönes pfirsichfarbenes Seidenkleid gesehen. Erst nachdem ich es anprobiert hatte, wurde mir klar, wie teuer es ist, und deshalb war ich fast erleichtert, als sich der Schnitt als nicht sehr vorteilhaft für mich erwies, denn seit ich schwanger war, habe ich ein paar Pfunde zugelegt. Aber das Kleid war so schön, dass es mich dazu motivierte, wieder meine alte Figur zu bekommen, und nachdem ich die jetzt habe und in ein paar Wochen das Treffen stattfindet, dachte ich, ich sollte anfangen, nach einem passenden Kleidungsstück zu suchen. Ich hatte gehofft, dieses Kleid noch hier vorzufinden, obwohl ich mir andererseits nicht vorstellen kann, dass ein so schönes Kleid noch da ist; aber vielleicht ja doch, sagte ich mir. Oder vielleicht haben Sie ja etwas Ähnliches."

Ich meinte: "Wir können ja mal nachsehen, ob das Kleid noch da ist." Wir wanderten durch die vier Reihen mit perfekt aufgehängten Kleidungsstücken, aber das Kleid, nach dem sie suchte, war nirgendwo zu sehen. An ihrer Körpersprache konnte ich ablesen, dass sie wirklich enttäuscht war.

Sie atmete so schwer und lange aus, wie sie eingeatmet hatte. "O Mist", meinte sie offensichtlich frustriert.

"Wir haben letzte Woche eine neue Lieferung Seidenkleider bekommen", meinte ich aufmunternd in dem Versuch, ihr zu gefallen, sie zu beschwichtigen und ihr weiterzuhelfen. "Sie sind dort drüben, wenn Sie sie sich einmal anschauen wollen. Vielleicht finden Sie etwas Ähnliches oder sogar etwas, da Ihnen noch besser gefällt." Ich führte sie zu der Stange mit den neuen Kleidern, die gerade angekommen waren. Sie sah sie langsam durch, während sie die zarten Stoffe vorsichtig mit ihren langen schlanken Fingern berührte.

"Ach", klagte sie, als sie die eleganten Roben durchsah, "Sie hätten dieses Kleid sehen sollen." Sie lächelte und ihre Augen begannen zu strahlen. Dann fing sie an, sich nach anderen Dingen umzusehen, aber das spezielle Kleid, das sie vor ein paar Wochen gesehen hatte, beschäftigte sie immer noch, und sie fuhr fort, es in allen Einzelheiten zu beschreiben. Plötzlich fiel mir ein, dass wir ein paar von diesen Kleidern noch im Geschäft haben könnten. Ein paar Stücke waren in eine andere Abteilung gebracht worden, damit in unserer Abteilung Platz für die neue Lieferung wurde.

"Welche Größe haben Sie?", fragte ich.
"38", erwiderte sie.

"Wenn es Ihnen nichts ausmacht, einen Augenblick zu warten, sehe ich in einer anderen Abteilung nach. Ich bin sofort zurück."

Als ich wiederkam, saß sie in einem Sessel und wartete geduldig auf meine Rückkehr. Es war klar, dass das pfirsichfarbene Seidenkleid mit den stoffbezogenen Knöpfen ihr Traumkleid war. Als sie sah, dass ich mit genau dem Kleid zurückkam, das sie beschrieben hatte, stand sie auf und legte mit einem Ausdruck des Erstaunens beide Hände auf den Mund.

"Hey", jubelte sie aufgeregt. "Genau das ist es! Das ist das Kleid!"

"Größe 38!" meinte ich triumphierend und hielt es ihr vergnügt hin. "Und ein Sonderangebot, vierzig Prozent Rabatt!"

Die Frau konnte ihr Glück kaum fassen. Sie nahm das Kleid und verschwand schnell in einer Umkleidekabine. Ein paar Augenblicke später tauchte sie wieder auf, um sich in ganzer Größe im Spiegel anzusehen. Sie drehte sich langsam, um sich aus jedem Winkel zu begutachten, und sah sich prüfend das Bild im Spiegel an. Sie hatte Recht, das Kleid war wunderschön, und es stand ihr blendend. aber da war mehr als die Verwandlung eines Kleides, das an ihrem Körper anders wirkte als auf dem Bügel. Auch sie selbst empfand sich nun als wunderschön und elegant, und ihr strahlendes Gesicht zeigte ihre Freude. Sie sah mich an und lächelte. Es brauchte keine Worte. Es war klar, dass der Designer eine Frau wie sie im Sinn gehabt hatte, als er das Kleid entworfen hatte.

"Vielen Dank, vielen, vielen Dank...", - sie warf einen Blick auf mein goldenes Namensschildchen - "Bettie, und... übrigens, ich bin Molly."

Molly zahlte das Kleid bar; sie packte sorgfältig ein Bündel Scheine in meist kleiner Stückelung aus, zählte genau den Betrag ab, den sie für das Kleid brauchte, und legte die Scheine auf den Ladentisch. Ich packt ihr wunderschönes neues Kleid ein und legte es in eine elegante Einkaufstüte. Als ich sie ihr überreichte, streckte sie die Hand aus, um meine zu berühren, und sagte mit weicher, aufrichtiger Stimme: "Nochmals ganz, ganz herzlichen Dank für Ihre Hilfe, Bettie. Ich bin so glücklich, dass Sie dieses Kleid für mich gefunden haben. Ich kann es gar nicht erwarten, es zu tragen."

Ich war mir jetzt noch sicherer als je zuvor, dass es mir, wenn ich einmal verheiratet wäre, auch riesigen Spaß machen würde, Dinge zu tun, durch die ich für meinen Mann zu etwas Besonderem würde. Mir dämmerte auch, dass es sehr viel besser war, seinen Lebensunterhalt dadurch zu verdienen, dass man anderen Menschen half, sich glücklich zu fühlen, als ihr Abendessen und ihren Feierabend durch den Verkauf von Zeitschriftenabonnements zu stören.

Meine Gedanken hielten nicht lange vor.

Ein paar Tage später kam eines Abends ein gut aussehender Mann zu meinem Ladentisch. Er knallte eine Einkaufstüte von Wolfe's auf die Theke und knurrte: "Das hier geht zurück." Schmallippig fügte er hinzu: "Gegen bar."

Ich öffnete die Tüte, und dort lag ein wunderschönes pfirsichfarbenes Seidenkleid Größe 38. Ich drehte das Etikett um, und in meiner Handschrift standen da die Codenummer des Geschäfts, das Verkaufsdatum und mein Kassencode.

"Die Etiketten sind alle noch dran", hauchte leise eine Frauenstimme. Ich sah auf, ein paar Schritte hinter ihm, stand demütig und verlegen Molly. Ich begriff überhaupt nichts mehr.
 
"Ach", sagte ich überrascht, dass das Kleid zurückgegeben wurde. "Ist etwas mit dem Kleid nicht in Ordnung? Wir haben eine Änderungsabteilung, die das für sie richten kann."

"Nein, mit dem Kleid ist alles in Ordnung", versetzte der Mann. "Aber niemand, der seinen Verstand beisammen hat, würde so viel Geld für ein Kleid ausgeben." Er sagte noch andere Dinge, die alle zur Einschüchterung bestimmt waren.

Ich nahm den Umtausch vor - ihr Kleid gegen ihr sorgsam gespartes Geld. Der Mann nahm "sein" Geld, schob es in seine Tasche und schnarrte: "Komm jetzt, wir gehen." Als sie das Geschäft verließen, ging er voraus.

Der Vorfall kam mir vor wie eine deplatzierte Szene in einem unlogischen Film. Irgendetwas war unvollständig, wie bei einem Puzzle, bei dem nur das letzte Stück fehlt; es war wie Hagel an einem heißen Sommertag, wie ein Weihnachtsbaum mit Sternenspitze, aber ohne Kerzen und Schmuck, oder als ob jemand zu einem formellen Bankett im Badeanzug erscheinen würde. In der kurzen Zeit, in der ich Molly geholfen hatte, hatte ich nur ihre Schönheit gesehen, ihr sanftes Wesen und ihren aufrichtigen Wunsch, ihrem Mann zu gefallen. Da ich sonst kaum etwas wusste, war ich einfach davon ausgegangen, dass der Empfänger dieser Liebe sich auf eine Weise verhalten würde, die diese Behandlung rechtfertigte, ja dass er die Geberin ähnlich behandeln würde.

Die Gedanken an diesen Vorfall quälten mich noch ein paar Tage lang. Alles erschien so abrupt, so ungerecht. Anfangs überlegte ich, wie ich mich fühlen würde, wenn mir so etwas passieren würde. Ich kam zu dem Schluss, dass ich im Leben nicht nur mein eigenes Geld verdienen, sondern auch meine eigenen Entscheidungen treffen würde.

Weil ich den Vorgang immer noch nicht vergessen konnte, fragte ich mich dann, ob dem Mann wohl klar war, wie sehr Molly über den Kauf nachgedacht hatte. Wenn er nur wüsste, wie viel Liebe in den Kauf eingeflossen war, hätte er sie das Kleid vielleicht behalten lassen, oder er wäre mit der Situation anders umgegangen - oder er hätte zumindest seine Frau anders behandelt.

In den folgenden Wochen sah ich, dass der Preis für das Kleid weiter heruntergesetzt wurde. Jedes Mal, wenn mein Blick zufällig darauf fiel, verspürte ich eine leichte Unruhe.

Als ich ein paar Tage später die Kontrollabschnitte der in unserer Abteilung zurückgegebenen Waren für die Buchhaltung alphabetisch sortierte, kam mir auch der Rückgabebeleg für Mollys Kleid unter. Als ob es irgendein Omen wäre, stach mir die Telefonnummer des Mannes in die Augen. Ich beschloss, dass das Risiko klein wäre, und rief den Mann an seinem Arbeitsplatz an.

"Sir", fing ich an, "ich hoffe, dass ich Sie nicht störe. Ich bin die Verkäuferin, die Sie und Ihre Frau bedient hat, als Sie das Kleid zurückgegeben haben, dass Ihre Frau gekauft hatte."

"Ja, ich erinnere mich an Sie", kam unwirsch die Antwort. "Was wollen Sie?"

"Es geht mich vielleicht nichts an", fuhr ich fort, "aber, na ja, Ihre Frau hat mich sehr stark beeindruckt, und ich dachte, Sie sollten wissen..." Am anderen Ende blieb es still, und also redete ich weiter," ...was für eine wirklich wunderschöne Frau sie ist, nicht nur vom Aussehen her, sondern wegen der Liebe und Hingabe, die sie Ihnen und Ihrem kleinen Sohn entgegenbringt. Ich habe gesehen, dass es Ihnen nicht gefallen hat, dass sie das Geld für das Kleid ausgegeben hat, aber Ihrer Frau erschien es so wichtig, für Sie schön auszusehen, damit Sie bei diesem Treffen stolz auf sie sein konnten, und sie war so froh darüber, dass der Preis erheblich gesenkt worden war." Ich holte tief Luft und fuhr fort: "Sie hat es wirklich im Gedanken an Sie gekauft, und jetzt ist das Kleid noch weiter heruntergesetzt worden. Kann sie es nicht haben?" Ich kam mir vor wie in einem Plädoyer.

Es schien mir so logisch und einfach. In einer letzten Bemühung, meine Botschaft deutlich zu machen, fügte ich hinzu: "Ich glaube, ich versuche etwas zu sagen, das mein Vater mich gelehrt hat, als er sagte: 'Es ist gut, die Dinge zu schätzen, die man mit Geld kaufen kann, aber es ist auch gut, ab und zu eine Überprüfung vorzunehmen und sicherzustellen, dass man nicht die guten Dinge im Leben verloren hat, die man mit Geld nicht kaufen kann.' "

Angesichts einer Stille, die ich dem Nachdenken zuschrieb, wuchs meine Hoffnung, aber die nachfolgende Antwort war niederschmetternd. "Sie haben Recht. Es geht sie nichts an. Und ich glaube, ich habe meine Absichten im Geschäft klar geäußert. Aber vielen Dank, dass Sie an uns gedacht hab en." Damit legte er auf. Kein "Auf Wiedersehen", nur das harte Klicken des Telefonhörers - unser Gespräch war beendet.

Nachdem ich derart scharf auf meinem Platz verwiesen worden war, fühlte ich mich abgekanzelt, wie ein ungezogenes Schulmädchen, das in einem Bekleidungsgeschäft jobbt. Aber diese Stimmung beherrschte mich nicht lange; ich hatte das Risiko vor meinem Anruf gekannt; ich hatte nur meine Gefühle geäußert. Ich wollte, dass er wusste, was ich von der Sache hielt. Er war der emotionale Analphabet, nicht ich. Die Sache war den Anruf wert gewesen - auch wenn ich wünschte, es wäre etwas anderes dabei herausgekommen.

Als ich ein paar Tage später wieder zur Arbeit kam, begrüßte mich ein Sträußchen weißer Gänseblümchen mit einer Karte, auf der stand: "Danke für Ihre Aufmerksamkeit." Die Karte war nicht unterschrieben.

"Wann ist das gekommen?", fragte ich Helen, meine Kollegin.
"Gestern", erwiderte sie.
"Hast du irgendeine Idee, von wem sie sein könnten?"
"Wir haben gedacht, du hättest einen geheimen Verehrer!"

Verwirrt ging ich an meine übliche Arbeit. Ich hängte gerade ein paar Kleidungsstücke zurück, als eine aufgeregte, vage vertraute Stimme sagte: "Ich hatte gehofft, Sie hier zu finden!"

"Oh, Molly, wie schön, Sie wieder zu sehen", lächelte ich überrascht. Warum hatte ich nicht zwei und zwei zusammengezählt? Natürlich waren die Gänseblümchen von ihr, ein Friedensangebot zum Ausgleich für die Grobheit ihres Mannes.

"Er hat es für mich gekauft!" platzte sie, offensichtlich überglücklich, fröhlich heraus. Sie zweifelte nicht im Geringsten daran, dass ich wusste, was "es" war.

Von ihren Worten angenehm überrascht, grinste ich nun genau wie sie von einem Ohr zum anderen. "Hey, ich freue mich so für Sie - das Kleid war wirklich wie für Sie gemacht!"

"Aber das ist noch nicht alles", fuhr sie fort und öffnete ihre Handtasche, um dort etwas herauszufischen, während sie weitersprach. "Eigentlich ist es noch nicht einmal das Beste. Ich musste es Ihnen einfach zeigen - sehen Sie sich das Briefchen an, das er hineingesteckt hat, bevor er es mir gab." Unbewusst hielt sie das Blatt Papier an ihr Herz, als ob es für sie etwas unendlich Kostbares wäre. Dann streckte sie es mir entgegen; offenbar wollte sie ihre Freude unbedingt mit jemandem teilen.

Weiterhin lächelnd angesichts ihres Glücks, faltete ich das Blatt vorsichtig auseinander und las in steiler Handschrift:

Liebling,
es tut mir Leid, dass ich durch den Stress bei der Arbeit und den Druck, gut für euch zu sorgen, aus den Augen verloren habe, wofür ich eigentlich arbeite. Ich bedaure auch, dass es so lange gedauert hat, bis ich erkannt habe, dass du dieses Kleid verdienst. Ich habe viel zu lange gebraucht, um viele Dinge zu erkennen - auch, wie wunderschön du aussehen wirst, wenn du es trägst. Und am wichtigsten ist, dass mir klar geworden ist, wie glücklich ich bin, dass ich dich und deine Liebe habe. Danke, dass du mich so liebst.
 Für immer dein
... 

Ich fühlte, dass sie mich beobachtete, als ich still die Zeilen las, und trotzdem standen ihr die Tränen in den Augen. Ganz sicher las sie mit ihrem Herzen mit, speicherte jedes Wort, prägte es für immer ihrer Seele ein. Ihr übervolles Herz rührte mich genauso wie die Demut und die Liebe, die aus den Worten dieses Briefchens sprachen.

"Das ist wundervoll, Molly", sagte ich und meinte es wirklich so.

"Das finde ich auch", antwortete sie. Ich musste es Ihnen einfach mitteilen. Oh, die hübschen Blümchen", bemerkte sie dann und blickte auf das Sträußchen neben der Kasse. "Sind die von Ihrem Freund?" Ohne auf eine Antwort zu warten, fuhr sie fort: "Wissen Sie, mein Mann hat mir gestern einen Strauß Rosen geschickt. Ach, ich liebe diesen Mann einfach."

Ich sagte nichts. Es schien weiser, ihr nicht zu erzählen, dass ich ihren Mann angerufen hatte und er mir die weißen Gänseblümchen geschickt hatte - als kleines Dankeschön für den Weckruf, der ihn daran erinnert hatte, dass er für sie etwas Besonderes war.

Herzen bei der Arbeit. Sind sie nicht erstaunlich? 
Bettie B. Youngs 
Entnommen aus: Gifts of the Heart

Aus: "Hühnersuppe für die Seele - Weitere Geschichten, die zu Herzen gehen"
Jack Canfield / Mark Hansen    
 
 

Freitag, 11. Januar 2013

Das Mysterium der Liebe - Eine weise Vorausschau

Eine kleine Geste der Liebe

Eine Tat beeindruckt mehr als tausend Worte.
Henrik Ibsen

Als ich heranwuchs, unterbrach mein Vater immer das, was er gerade tat, und hörte mir zu, während ich ihm atemlos alles erzählte, was ich an diesem Tag erlebt hatte. Für ihn war kein Thema tabu. Der schlaksigen, linkischen Dreizehnjährigen zeigte Dad, wie eine Dame steht und geht. Als ich mich mit siebzehn verliebte, wollte ich von ihm wissen, wie ich einen neuen Schüler an der Schule becircen könnte.
"Bleib  bei neutralen Themen", empfahl er mir, "und frage ihn nach seinem Auto"
Ich befolgte seine Anregungen und berichtet ihm täglich von den erzielten Fortschritten. "Terry hat mich zu meinem Spind begleitet!" - "Weißt du was? Terry hat meine Hand gehalten!" - "Dad! Er hat mich gefragt, ob ich mit ihm ausgehe!" Terry und ich gingen über ein Jahr zusammen, und bald meinte Dad scherzhaft: "Ich kann dir sagen, wie man einen Mann angelt; das Schwierig ist, ihn wieder loszuwerden."
Als ich den College-Abschluss in der Tasche hatte, war ich bereit, mich abzunabeln. Ich bekam einen Job als Sonderschullehrerin in einer Schule in Coachelle, einer Wüstenstadt in Kalifornien, rund 170 Meilen von zu Hause. Es war kein Traumjob. Die Sozialwohnungen gegenüber der Schule waren ein Refugium für Drogenkonsumenten. Nach Einbruch der Dunkelheit lungerten Banden von Jugendlichen um die Schule herum. Viele meiner Schützlinge, emotional gestörte zehn- bis vierzehnjährige Jungen, waren wegen Ladendiebstahls, Autodiebstahls oder Brandstiftung festgenommen worden.
"Sei vorsichtig", warnte Dad mich bei einem meiner häufigen Wochenendbesuche zu Hause. Er machte sich Sorgen, weil ich allein lebte, aber ich war dreiundzwanzig, begeistert und naiv, und ich musste auf eigenen Füßen stehen. außerdem waren die Lehrerjobs 1974 rar, und ich schätzte mich glücklich, überhaupt einen zu haben.
"Mach dir keine Sorgen", beruhigte ich ihn, als ich vor meiner Rückreise zu meinem Wüstenjob das Auto belud.
Ein paar Abende später blieb ich nach dem Unterricht noch in der Schule, um mein Klassenzimmer umzuräumen. Als ich fertig war, machte ich das Licht aus und schloss die Tür. Dann steuerte ich auf das Tor zu. Es war verschlossen! Ich sah mich um. Alle - die Lehrer, das Aufsichtspersonal, die Sekretärinnen - waren schon nach Hause gegangen. Sie wussten nicht, dass ich noch da war, und hatten mich auf dem Schulgelände allein gelassen. Ich warf einen Blick auf meine Uhr - es war fast sechs. Ich war so in meine Arbeit vertieft gewesen, dass ich nicht auf die Zeit geachtet hatte.
Nachdem ich alle Ausgänge überprüft hatte, fand ich ein Tor an der Rückseite der Schule, unter dem ich mich gerade so durchquetschen konnte. Ich schob als Erstes meine Handtasche durch, legte mich auf den Rücken und zwängte mich langsam voran.
Dann nahm ich meine Tasche wieder an mich und ging zu meinem Auto, das auf einem Feld hinter dem Gebäude geparkt war. Gespenstische Schatten verdunkelten den Schulhof.
Plötzlich hörte ich Stimmen. Ein schneller Rundumblick zeigte mir, dass mindestens acht Jungen im Highschool-Alter mir folgten. Sie waren einen halben Block entfernt. Trotz der einbrechenden Dunkelheit sah ich, dass sie die Abzeichen einer Gang trugen.
"Hey!" rief einer von ihnen. "Bist du Lehrerin?"
"Nee, die is viel zu jung - muss ´ne Assistentin sein!", meinte ein anderer.
Als ich schneller ging, lästerten sie weiter. "Hey! Die is vielleicht scharf!"
Ich legte noch einen Schritt zu und griff in meine Schultertasche, um meine Schlüsselbund herauszuholen. Ich hab den Schlüssel in der Hand, dachte ich, ich kann das Auto aufsperren und einsteigen, bevor ... Mein Herz hämmerte wie wild.
Panisch tastete ich in meiner Handtasche herum, aber der Schlüsselbund war nicht da!
"Hey! Jetzt holen wir uns die Lady!", schrie ein Junge.
Lieber Gott, bitte hilf mir, betete ich im Stillen. Plötzlich umschlossen meine Finger einen einzelnen Schlüssel in meiner Handtasche. Ich wusste gar nicht, ob er überhaupt für mein Auto war, aber ich nahm ihn heraus und hielt ihn fest in der Hand.
Ich sprintete über den Rasen zu meinem Auto und probierte den Schlüssel. Er passte! Ich öffnete die Tür, glitt auf den Sitz und verriegelte die Tür von innen - im selben Augenblick umzingelten die Jugendlichen den Wagen, traktierten die Seiten mit Fußtritten und schlugen auf das Dach ein. Zitternd ließ ich den Motor an und fuhr davon.
Später gingen mehrere Lehrer mit mir zur Schule zurück. Mit Taschenlampen fanden wir den Schlüsselbund auf dem Boden neben dem Tor, wo er herausgefallen war. als ich mich darunter durchgezwängt hatte.
Als ich in meine Wohnung zurückkam, klingelte das Telefon. Es war Dad. Ich erzählte ihm nichts von meinem Horrorerlebnis. Ich wollte ihn nicht beunruhigen.
 "Ach, ich gab ganz vergessen, es dir zu sagen", meinte er. "Ich hab einen zusätzlichen Autoschlüssel machen lassen und ihn in deine Handtasche gelegt - nur für den Fall, dass du ihn mal brauchen solltest."
Heute bewahre ich diesen Schlüssel in der Schublade meiner Frisierkommode auf und halte ihn in großen Ehren. Immer, wenn ich ihn in die Hand nehme, erinnere ich mich an all die großartigen Dinge, die Dad im Lauf der Jahre für mich getan hat. Ich weiß, dass seine Weisheit, seine Anleitung und seine Bestätigung für mich immer noch ganz wichtig sind, auch wenn er inzwischen achtundsechzig ist und ich vierzig bin. Vor allem aber stehe ich staunend vor der Tatsache, dass seine aufmerksame Geste, einen zusätzlichen Schlüssel anfertigen zu lassen, mir vielleicht sogar das Leben gerettet hat. Und ich verstehe, dass eine kleine Geste der Liebe Außergewöhnliches bewirken kann.
Sharon Whitley

Aus: "Hühnersuppe für die Seele - Weitere Geschichten, die zu Herzen gehen"
Jack Canfield / Victor Hansen

Mittwoch, 31. Oktober 2012

Nur ein ganz gewöhnlicher Dienstag

An einem stürmischen Dienstag in den frühen Fünfzigerjahren kam ein guter Freund von uns vorbei, um uns die Nachricht von der Geburt seiner Tochter zu bringen. Er fragte meinen Mann Harold, ob er mit ihm ins Krankenhaus käme. Sie sagten, ich solle sie zum Abendessen zurück erwarten.

Die beiden machten bei einem Blumengeschäft Halt, um für die junge Mutter eine Schale mit Tulpen auszusuchen, und es kam meinem Liebsten in den Sinn, auch für seine Ehefrau Tulpen mitzubringen. Darüber hinaus entschied er sich noch für zwei Dutzend rote Rosen und setzte alles unter die Ausgaben, die ich in unserer Liste für Beerdigungen und Sonstiges vorgesehen hatte. (Ich nehme an, er war der Ansicht, dies falle unter Sonstiges.)

Nach dem Besuch im Krankenhaus gingen sie noch kurz auf ein Bier in das Gasthaus "Zum Hahn" und nahmen die Blumen mit, damit sie im Wagen nicht welkten. Wie das so ist, führte eins zum anderen, und die Stammgäste des Hauses erkundigten sich nach Sinn und Zweck der roten Rosen und der Tulpen. Unvorbereitet und etwas ärgerlich antwortete Harold: "Sie sind ein Geschenk zum Hochzeitstag für meine Dot."

Doch es war nicht unser Hochzeitstag und auch nicht mein Geburtstag - nur ein ganz gewöhnlicher Dienstag. Ein Stammgast nach dem anderen gab meinem Mann und seinem Freund einen Drink zur Feier seines Hochzeitstages aus. Gegen halb zehn Uhr zogen die Stammgäste ihn dann damit auf, dass er allein feierte. "Meine Frau hat bis zehn Uhr zu tun", antwortete er. "Sie trifft mich hier zum Steakessen im Kiefernzimmer." Daraufhin bestellte er nicht nur für uns, sondern für alle Stammgäste des Hauses Steaks. Der Wirt deckte die Tafel frohen Mutes für achtzehn Personen.

Nun gab es ein Problem: Wie könnte ich dazu bewegt werden, auf der Bildfläche zu erscheinen? Es war nicht mein Lieblingsrestaurant, es war spät, er hatte das Abendessen verpasst und ich war höchstwahrscheinlich besorgt und verärgert.

Mein Angetrauter rief ein Taxi und sagte dem Fahrer, der ein Freund von ihm war, dass er nach Dublin fahren und zu Dot sagen solle, er sei in Schwierigkeiten im Gasthaus "Zum Hahn" und sie solle sofort kommen. Ich war in Nachthemd und Bademantel und hatte hässliche metallene Lockenwickler im Haar, als der Taxifahrer klingelte. Ich warf einen Mantel über, zog meine Stiefel an und lief hinaus.

Die Bar war leer, als wir im "Hahn" ankamen. "Meine Güte", sagte ich. "Es muss wirklich etwas Ernstes sein." Eine Kellnerin führte mich in den verdunkelten Bankettraum. "Überraschung! Überraschung!" Harold stand auf und schob mir meinen Stuhl hin. Er küsste mich auf die Wange und flüsterte: "Ich werde es dir später erklären." Das wird er tun, darauf kannst du wetten.

Nun gut, Rosen sind Rosen, Steak ist Steak und verheiratet ist verheiratet, in guten wie in schlechten Tagen. Ich roch an den Rosen, lächelte meinen fremden Gästen zu, und unter dem Tisch gab ich meinem Mann hörbar einen Tritt. Ich hatte nie zuvor mit diesen Menschen gespeist und würde es aller Wahrscheinlichkeit nach auch nie wieder tun, doch wusste ich, dass ihre Glückwünsche aufrichtig waren. Ich tanzte in meiner Zubettgehgarderobe und meinen Stiefeln sogar den "Hochzeitswalzer", um die Tatsache zu feiern, dass es nur ein ganz gewöhnlicher Dienstag war.
Dorothy Walker

Aus: "Viel mehr Hühnersüppchen für die Seele" 
Jack Canfield / Mark Hansen

Immer dann wenn mir das Herz schwer oder der Zorn über die ignorante Abgestumpftheit vieler Menschen zu sehr auf mein schlichtes Gemüt drücken, greife ich im Bücherregal zu einem Buch aus meiner Sammlung "Hühnersuppe für die Seele" und spätestens nach der dritten Geschichte schöpfe ich neue Kraft und meine Gedanken werden frei, mein Zorn schwindet und ich bin wieder in der Lage nach neuen Möglichkeiten zu suchen in meinem Umfeld das Bewusstsein zu schärfen für die Problem dieser Welt.

Paulichen

Freitag, 17. August 2012

Nur zwanzig Minuten

Die Gegenwart hat einen Vorteil
gegenüber allen anderen Zeiten -
sie ist deine eigene.
Charles C. Colton

Er war der Geschäftsführer einer großen Werbefirma, und ich war ein junger Unternehmensberater. Ich war ihm von einem seiner Mitarbeiter empfohlen worden, der meine Arbeit kannte und der Ansicht war, dass ich etwas anzubieten hätte. Ich war nervös. Zu diesem Zeitpunkt meines beruflichen Werdegangs kam es nicht oft vor, dass ich mit der Geschäftsführung persönlich sprach.

Der Termin war für zehn Uhr angesetzt und sollte eine Stunde dauern. Ich war schon früher da. Punkt zehn wurde ich in einen großen, luftigen Raum mit leuchtend gelber Poltergarnitur geben.

Er hatte die Ärmel hochgekrempelt und blickte mich unfreundlich an.

"Sie haben nur zwanzig Minuten", kläffte er mich an.

Ich saß da, ohne ein Wort zu sagen.

"Ich sagte, Sie haben nur zwanzig Minuten."

Erneut keine Reaktion.

"Ihre Zeit läuft Ihnen davon. Warum sagen Sie nichts?"

"Es sind meine zwanzig Minuten", antwortete ich, "ich kann mit ihnen machen, was ich will."

Er brach in lautes Gelächter aus.

Danach unterhielten wir uns anderthalb Stunden lang, und ich bekam den Auftrag.
Martin Rutte

Aus: "Viel mehr Hühnersüppchen für die Seele"
Jack Canfield / Mark Victor Hansen

Sonntag, 3. Juni 2012

Meine eigene Erfahrung (Karrey Janvrin Lindenberg)

Äußere Vorteile können kein Selbstvertrauen geben. 
Die Kraft des eigenen Wesens ... muss von innen kommen.
R. W. Clark

Das Erste, was ich an ihr wahrnahm, waren ihre Hände. Ich erinnere mich nicht mehr daran, wie alt ich war, aber mein ganzes Wesen und meine ganze Existenz waren mit diesen Händen verbunden. Die Hände gehörten meiner Mom; sie ist blind.

Ich erinnere mich daran, dass ich am Küchentisch saß und ein Bild ausmalte. "Schau mal mein Bild an, Mama. Es ist ganz fertig."

"Oh, das ist aber schön," antwortete sie und machte mit dem weiter, was sie gerade tat.

"Nein, sieh dir mein Bild mit den Fingern an", beharrte ich. Sie kam dann zu mir herüber und fuhr mit ihren Händen das ganze Bild ab. Immer wieder genoss ich ihre aufgeregte Reaktion, dass das Bild wunderschön sei.

Es kam mir nie in den Sinn, dass es merkwürdig war, dass sie Dinge mit den Händen spürte, dass sie mein Gesicht oder Dinge, die ich ihr zeigte, berührte. Mir war klar, dass mein Vater mich und die Dinge, die ich ihm zeigte, mit den Augen sah, und dasselbe taten meine Oma oder andere Leute, die in unser Haus kamen; aber ich dachte nie, dass es ungewöhnlich sei, dass Mom ihre Augen nicht benutzte.

Ich erinnere mich noch daran, wie sie meine langen Haare kämmte. Sie legte den Daumen ihrer linken Hand zwischen meine Augenbrauen, direkt über der Nasenwurzel, und ihren Zeigefinger auf den höchsten Punkt meines Kopfes. Das war ihre Methode, zwischen den beiden Punkten eine gerade Linie herzustellen; dann führte sie den Kamm von ihrem Zeigefinger zum Daumen, Sie hoffte wohl, dass so der Scheitel in der Mitte wäre. Ich habe ihre Fähigkeit, diese Aufgabe auszuführen, nie in Frage gestellt.

Wenn ich, was oft vorkam, beim Spielen hinfiel, weinend ins Haus kam und Mom erzählte, dass mein Knie blutete, wuschen ihre sanften Hände mein Knie ab und brachten geschickt einen Verband an.

Eines Tages fand ich leider heraus, dass es bestimmte Dinge gab, die Mom nicht berühren wollte. Ich fand einen winzigen Vogel, der tot auf dem Bürgersteig vor unserem Haus lag, und brachte ihn nach drinnen, um ihn Mama zu zeigen. "Sieh mal, was ich gefunden habe", sagte ich, während ich ihre Hand nahm, damit sie den Vogel berührte. "Was ist das?", fragte sie. Sie berührte leicht das tote Geschöpf in meiner ausgestreckten Handfläche, und ich konnte das Entsetzen in ihrer Stimme hören, als sie noch einmal fragte: "Was ist das?"

"Ein kleiner toter Vogel", erwiderte ich. Sie stieß einen Schrei aus und zog schnell ihre Hand zurück und schickte mich und den Vogel nach draußen; sie ermahnte mich, sie nie wieder so etwas anfassen zu lassen.

Ich wusste nie genau, was sie alles durch Riechen, Hören oder Berühren herausbekommen konnte. Einmal sah ich ein Tablett mit Plätzchen, das Mutter gerade auf den Tisch gestellt hatte. Ich nahm mir heimlich eins und wartete ab, ob sie etwas sagen würde. Sie sagte nichts, und natürlich dachte ich, sie würde nicht wissen, was ich getan hatte, solange sie es nicht mit ihren Händen fühlen würde. Mir war nicht klar, dass sie mich kauen hören konnte. Als ich Plätzchen mampfend an ihr vorbeiging, packte sie mich am Arm. "Das nächste Mal fragst du bitte, anstatt dir einfach eins zu nehmen, Karrey", sagte sie. "Du kannst haben, so viel du willst, aber das nächste Mal fragst du mich."

Ich habe einen Bruder und eine Schwester, die älter sind als ich, und einen jüngeren Bruder, und wir kamen nie darauf, wieso sie wusste, wer von uns etwas Bestimmtes getan hatte. Einmal brachte mein älterer Bruder einen streunenden Hund mit nach Hause und schmuggelte ihn heimlich die Treppe hinauf in sein Schlafzimmer. Kurz darauf marschierte meine Mutter die Treppe hoch, öffnete die Tür zu seinem Zimmer und befahl ihm, den Hund nach draußen zu bringen. Wir wunderten uns, wie sie herausgefunden hatte, dass ein Hund im Haus war.

Als ich älter wurde, ging mir auf, dass Mutter psychologisch vorging. Und weil ihre Ohren und ihre Nase ziemlich gut funktionierten, zählte sie zwei und zwei zusammen und kam gewöhnlich auf die richtige Antwort. Sie hatte das Klack-Klack gehört, das die Zehennägel des Hundes auf dem Fußboden gemacht hatten.

Und erst ihre Nase! Wie konnte sie so viel wissen? Einmal spielten meine Freundin und ich in meinem Schlafzimmer mit unseren Puppen. Ich huschte kurz in Moms Zimmer und besprengte die Puppen mit etwas Parfüm von ihr. Dann machte ich den Fehler, nach unten zu rennen und Mom etwas zu fragen. Sie sagte mir sofort, sie wüsste, dass ich in ihrem Schlafzimmer gewesen wäre und ihr Parfüm benutzt hätte.

Und diese Ohren. Wie sie nur wussten, was wir machten! Eines Abends war ich allein im Wohnzimmer, machte Hausaufgaben und hatte nebenbei leise den Fernseher laufen. Mutter kam herein und fragte: "Karrey, machst du Hausaufgaben oder siehst du fern?" Ich war leicht überrascht, antwortete ihr aber und machte mit meinen Hausaufgaben weiter. Später dachte ich darüber nach und fragte mich, wieso sie gewusst hatte, das ich im Wohnzimmer gewesen war und nicht einer von meinen Brüdern oder meine Schwester. Ich fragte sie danach. "Tja, Pech gehabt, Schätzchen", meinte sie und tätschelte mir sacht den Kopf. "Deine Polypen sind zwar weg, aber du atmest immer noch durch den Mund. Ich hab dich gehört."

Mutter hatte auch einen guten Orientierungssinn. Sie hatte ein Tandem, und abwechselnd fuhren wir mit ihr. Ich saß auf dem vorderen Sitz und lenkte und trat in die Pedale, und sie saß hinten. Sie schien immer zu wissen, wo wir waren, und sagte laut und deutlich die Richtungen an. Sie wusste immer, wann wir uns einer Kreuzung näherten oder wann ein schnelles Fahrzeug von rechts kam.

Woher wusste sie, dass ich mich, als ich als Neunjährige in der Badewanne saß, nicht ganz gewaschen hatte? Ich plantschte mit meinen Spielsachen im Wasser herum und amüsierte mich köstlich. "Karrey, hast du dir auch das Gesicht und die Ohren gewaschen?" Ich hatte sie vergessen, aber woher wusste sie das? Ihr war natürlich klar, dass ein kleines Mädchen, das sich in der Badewanne mit seinen Spielsachen vergnügt, sich nicht mit dem Waschen aufhält. Mir dämmerte, dass sie bei unserer Erziehung auch ihren Verstand benutzte.

Das Einzige, was uns wirklich beunruhigte, war die Tatsache, dass Mom nie wirklich wusste, wie wir aussahen. Als ich mit ungefähr siebzehn einmal vor dem Badezimmerspiegel stand und meine Haare kämmte, fragte ich: Weißt du wirklich nicht, wie wir aussehen, Mama?" Sie fühlte gerade meine Haare, um zu sehen, wie lang sie waren.

"Natürlich weiß ich das", war ihre Antwort."

"Ich wusste, wie du an dem Tag ausgesehen hast, an dem sie deinen winzigen kleinen Körper zum ersten Mal in meine Arme gelegt haben. Ich habe jeden Zentimeter von dir und den weichen Flaum auf deinem Kopf gefühlt. Ich wusste, das du blond warst, weil dein Vater es mir gesagt hat. Ich weiß, dass du sehr hübsch bist, weil die Leute es mir sagen. Ich weiß wirklich, wie du aussiehst - wie deine Seele aussieht." Meine Augen wurden feucht.

"Ich weiß, dass du gelenkig und stark bist, denn du bist gern auf dem Tennisplatz. Ich weiß, dass du einen guten Charakter hast, weil ich höre, wie du mit der Katze und mit kleinen Kindern redest. Ich weiß, dass du ein weiches Herz hast. Ich weiß dass du  verwundbar bist, denn ich habe deine verletzten Reaktionen auf manche Bemerkung mitbekommen. Ich weiß, dass du Charakter hast, denn du hast den Mut, den Mund aufzumachen und deine Überzeugung zu verteidigen. An der Art, wie du mich behandelst, sehe ich, dass du Respekt vor Menschen hast. Ich weiß, dass du Weisheit hast, weil du dich für ein Mädchen deines Alters weise verhältst. Ich weiß auch, dass du deinen eigenen Kopf hast, denn ich habe eine Spur Wut gesehen, was mir sagt, dass niemand dich davon abhalten kann, die richtigen Dinge zu tun. Ich weiß, dass du Familiensinn hast, denn ich habe gehört, wie du deine Brüder und deine Schwester verteidigt hast. Ich weiß, dass deine Fähigkeit zu lieben sehr groß ist, denn du hast sie mir und deinem Vater oft gezeigt. Du hast in keiner Form angedeutet, dass du irgendwie unzureichend bist, weil du eine blinde Mutter hast. So, mein Schatz", sagte sie und zog mich näher an sich heran, "ich sehe dich, und ich weiß genau, wie du aussiehst, und für mich bist du wunderschön."

Das war von zehn Jahren, und vor kurzem bin ich selbst Mutter geworden. Als sie mir meinen kostbaren kleinen Sohn in die Arme legten, konnte ich, genauso wie damals meine Mutter, mein Kind sehen und wissen, wie schön es war. Der einzige Unterschied war, dass ich es mit meinen Augen sehen konnte. Aber manchmal möchte ich das Licht ausmachen, meinen Sohn festhalten und berühren und seihen, ob ich all die Dinge spüren kann, die meine Mutter gespürt hat.
Karrey Janvrin Lindenberg

Aus: "Hühnersuppe für die Seele - Weiter Geschichten, die zu Herzen gehen"
Jack Canfield / Mark Victor Hansen

Dienstag, 15. Mai 2012

Was steckt in einem Namen?


Der Mann, der ein Kind erzieht, soll sein Vater genannt werden, nicht der Mann, der nichts getan hat, als es zu zeugen.
MIDRAH, EXODUS RABBAH, 46:5

Ich war elf, als meine Mutter sich wieder verheiratete. Als ich vier oder fünf war, hatten sie und mein Vater sich scheiden lassen. Wir waren von einer hellen, freundlichen Erdgeschosswohnung in einem ruhigen Mittelklasseviertel in eine beengte, dunkle Wohnung im vierten Stock eines ärmeren Bezirks von New York City gezogen. Mein Bruder und ich fühlten uns oft einsam und hatten Angst, wenn wir hörten, wie Polizei- oder Krankenwagensirenen die Nacht zerschnitten.

Ich erinnere mich, dass ich in den sechs Jahren, die wir dort lebten, diejenigen meiner Freunde beneidete, die einen Vater hatten. Es war mein Traum, einen eigenen Vater zu bekommen. Mein leiblicher Vater war aus meinem Leben vollkommen verschwunden, sein Verbleib ein Geheimnis. Ich dachte, wenn ich einen Vater hätte, würde er ein mächtiger Beschützer sein, der mich auf magische Weise gegen all die vielen Gefahren verteidigen würde, denen ich mich auf den Straßen gegenübersah. In dieser kindlichen Fantasie brauchte mein neuer Dad nicht zu arbeiten. Er war nur für mich da, immer wenn ich ihn brauchte. Wenn andere Jungen mich bedrohten, würde Superdad erscheinen und sie vertreiben. Es war pures Wunschdenken, aber trotzdem ein Traum, der einen verängstigten keinen Jungen viel Kraft gab.

Dann tauchte plötzlich Frank McCarty in unserem Leben auf. Er war aufregend und interessant, denn er war Hauptkommissar bei der Polizei von News York City. Er hatte ein goldenes Polizeiabzeichen, und unter dem Jackett trug er in einem Halfter an seinem Gürtel eine Pistole. Ich erinnere mich nicht mehr an den Tag, an dem er zum ersten Mal da war, wohl aber an die Zeit generell und das Gefühl von Aufregung und Drama, das sie begleitete. Polizisten kamen in Filmen vor. Sie waren keine Leute, die man im realen Leben kannte. Ich erzählte meinen Freunden von ihm. Sie bekamen große Augen, als ich seine Pistole beschrieb und die Geschichten über die Gefangennahme diverser Bösewichte wiedergab.

Er erzählte diese Geschichten nicht gern, aber meine Mom wollte, dass er von ihren Söhnen akzeptiert wurde, und sie wusste, was Kinder hören wollen. Sie signalisierte ihm, eine bestimmte Geschichte zum Besten zu geben, und er fügte sich und erzählte sie geduldig. Wenn er dann in Fahrt kam, wurde er lebhafter, und die Geschichte nahm mythische Proportionen an.

Eines Tages fragte Mutter mich, was ich davon halten würde, wenn sie Frank heiraten würde. Zu diesem Zeitpunkt hing ich schon fest am Haken. Er hatte mich zu einem Spiel der Giants auf dem Poloplatz mitgenommen. Er war mit mir nach Coney Island gefahren. Er unterhielt sich mit mir. Er gab mir Ratschläge, wie ich mich wehren konnte, wenn ich auf der Straße von üblen Typen schikaniert wurde. Unter seinem Jackett gleißte verhalten die Pistole. Ich konnte einen Vater, einen Beschützer haben, jemanden, der mich zum Spiel des Lebens mitnahm. „Wow!“, sagte ich, „das fände ich super!“

Der Tag kam. Wir gingen in ein ländliches Urlaubshotel, dessen Besitzer ein Freund meiner Mutter war. Ein anderer Freund von Mama, ein Richter, leitete die Hochzeit. Ich hatte einen Dad. Jetzt würde alles gut werden.

Als elfjähriges Kind wusste ich nicht, wie tief greifend mein Leben sich durch diesen einen Augenblick verändern würde.

Mein neuer Dad, der bis dato Junggeselle gewesen war, hatte mit Kindern eine sehr begrenzte Erfahrung. Er hatte keine Gelegenheit, so wie andere Väter seine neue Rolle als Elternteil auf die natürliche, allmähliche Weise zu lernen. Er hatte nie ein eigenes Baby im Arm gehalten, nie die Freude über die ersten Schritte dieses Babys kennen gelernt, sich nie abwechseln müssen, um dieses Kind zu füttern, anzuziehen, ihm die Windeln zu wechseln oder irgendeine der zahllosen anderen Aufgaben auszuführen, die mit dem Elternsein einhergehen.

Er wurde plötzlich in die Elternrolle hineingeworfen, und er kam auf das zurück, was er kannte. Seine Erfahrung mit Kindern beschränkte sich darauf, dass er schon mal welche festgenommen hatte. In puncto Erziehung erinnerte er sich nur an die vorsintflutlichen Methoden seines eigenen Vaters. Er dachte er könnte sich ans Kopfende des Tisches setzen und Befehle erteilen, denen willfährige Kinder sofort gehorchten.

Es war reines Pech für ihn, dass meine Mutter uns dazu erzogen hatte, selbstständiger zu sein und uns an den Diskussionen am Esstisch zu beteiligen. Wir waren dazu ermuntert worden, eine eigene Meinung zu haben. Sie brachte uns bei, unsere Ansicht zu vertreten, aber auch zuzuhören. Wir waren nicht dazu erzogen worden, unhöflich oder grob zu sein, aber wir ließen uns auch kein X für ein U vormachen.

Kompliziert wurde das Ganze noch durch das Einsetzen der Pubertät. Frank McCarty wurde ein Vater mit dem Bedürfnis, alles zu bestimmen, alles zu wissen, der Chef zu sein, und in ebendieser Zeit wurde ich zum Teenager und steckte mitten in der Suche des Heranwachenden nach Unabhängigkeit und eigener Macht. Ich war stark von ihm angezogen und liebte ihn fast sofort. Gleichzeitig aber war ich fast ständig wütend auf ihn. Er stand mir im Weg. Er war nicht leicht zu manipulieren. Mein Bruder und ich konnten unsere Mutter meisterlich an der Nase herumführen. Frank McCarty war immun gegen unser Tricks.

So begann für mich und meinen neuen Vater eine achtjährige Hölle. Er verkündete Regeln, und ich versuchte, sie zu brechen. Er schickt mich auf mein Zimmer, weil ich unverschämt gewesen war oder eine bestimmte Einstellung hatte. Ich beklagte mich bei meiner Mutter bitterlich über seine diktatorischen Praktiken. Sie bemühte sich sehr, Frieden zu stiften, aber ohne Erfolg.

Ich muss zugeben, dass ich zwischen dreizehn und zwanzig wegen vermeintlicher Kränkungen durch meinen Vater ziemlich oft wütend und frustriert war. Auch wenn in diesen Phasen die Fetzen flogen, gab es doch auch immer wieder schöne Erlebnisse mit ihm. So etwa ging ich jede Woche mit ihm Blumen einkaufen, „um deine Mutter zu überraschen“, wie er sagte. Ich ging mit ihm zu Ballspielen. Ich saß mit ihm spät abends im Auto und beobachtete ein Haus. Als er Privatdetektiv in New York City wurde, nahm er mich zu Observationen mit, wenn es um Versicherungsbetrug oder ähnliche gewaltlose Fälle ging. Wir saßen dann im dunklen Auto, schlürften Kaffee, und er redete über den „Job“, wie er seine Arbeit bei der Polizei nannte. In solchen Zeiten fühlte ich mich als etwas ganz Besonderes, geliebt und akzeptiert. Das war genauso, wie ich es mir vorgestellt hatte. Ein Das, der mich liebte, der etwas mit mir unternahm.

Ich erinnere mich an viele, viele Abende, an denen ich vor ihm auf dem Sofa saß und er mir den Rücken massierte, während wir zusammen fernsahen. Er umarmte mich oft und herzlich. Er hatte keine Angst, „ich liebe dich“ zu sagen. Ich fand es bemerkenswert, wie viel Zärtlichkeit dieses Raubein auszudrücken vermochte. Allerdings konnte er von solchen intimen Momenten sofort in sein rotgesichtiges Herumgeschreie wechseln und seinen Jähzorn herausschleudern. Wenn ich etwas sagte oder tat, das er für eine Frechheit hielt. Seine Wut war ein Naturereignis, so ähnlich wie ein Tornado. Man bekam schon Angst, wenn man sie nur sah. Und es war noch schrecklicher, ihr Ziel zu sein.

In meiner Highschool-Zeit nahmen die wütenden Phasen zu und meine Nähe zu ihm ab. Als ich aufs College ging, waren wir uns fast ganz fremd. Bei meinen Freunden heimste ich jede Menge Sympathien ein, wenn ich über ihn herzog. Ich erzählte Geschichten von seiner neuesten „Grausamkeit“, und weil sie die Pubertät genauso wenig hinter sich gelassen hatten wie ich, murmelten sie mitfühlend, wie viel wir uns doch von unseren Vätern gefallen lassen mussten.

Es war mein letztes Jahr am College. Ich weiß nicht, ob irgendein bestimmtes Ereignis der Auslöser war oder ich einfach ein Jahr älter und etwas reifen war. Aber ich fing an meine Beziehung zu ihm zu überdenken.

Ich sagte mir: „Da ist also ein Typ, der sich in meine Mutter verknallt hat, und als Preis, sie heiraten zu können, hat er zwei heranwachsende Jungen am Hals. Er hat sich nicht in zwei Jungen verliebt, nur in meine Mutter. Wir waren inklusive.

Und jetzt überleg mal, was er gemacht hat: Er hat sich nicht nur mit ihr beschäftigt und uns ignoriert. Nein, er hat sich mordsmäßig angestrengt, mir ein wirklicher Vater zu sein. Ständig setzte er die Beziehung auf Spiel. Er hat versucht, mir ein bestimmtes Wertesystem zu vermitteln. Er hat dafür gesorgt, dass ich meine Hausaufgaben mache. Um zwei Uhr nachts hat er mich zur Notaufnahme gebracht. Er hat ohne Murren für meine Ausbildung gezahlt. Er hat mir beigebracht, wie man eine Krawatte bindet. Er hat alles gemacht, was Väter so tun, ohne etwas zurückzuerwarten. Das ist wirklich allererste Sahne. Wahrscheinlich kann ich mich glücklich schätzen, dass er da war.“

Ich wusste, dass mein Vater aus einer irischen Familie stammte, die schon lange in New England ansässig war. Sie waren nie berühmt, mächtig oder reich gewesen, aber sie waren schon ziemlich lange da. Es bekümmerte ihn, dass er der Letzte war, der „den Namen trug“. „Er wird mit mir sterben“, sagte er. Sein Bruder war kinderlos gestorben, und seine Schwestern hatten geheiratet und den Namen ihres Mannes angenommen.

Mein Bruder und ich trugen immer noch den Namen unseres biologischen Vaters – des Mannes, der mich gezeugt hatte, den Rest des Jobs aber anderen überlassen hatte. Mich störte der Gedanke, dass der Mann, der wirklich mein Vater war – so, wie ich das Wort verstand – nicht dadurch gefeiert wurde, dass er einen Sohn hatte, der seinen Namen trug.

Ideen fliegen uns zu und kristallisieren sich allmählich zu Handlungen. Der Einfall wurde immer dringlicher. Mein Denken wurde zunehmend von ihm beherrscht. Schließlich war das Handeln unausweichlich. Ich ging zu einem Rechtsanwalt und dann zu einem Gericht. Heimlich ließ ich meinen Namen in McCarty ändern. Ich erzählte es niemandem. Ich wartete drei Monate, bis zum Geburtstag meines Dads im Oktober.

Er machte die Geburtstagskarte langsam auf. Wenn ich ihm sonst eine Glückwunschkarte gegeben hatte, hing sie an einer Schachtel mit seinem Geschenk. Diesmal gab es keine Schachtel, nur den Umschlag. Er zog die Karte und mit ihr eine Urkunde vom Gericht heraus.

Auf die Karte hatte ich geschrieben: „Das wahre Geschenk für Vater und Sohn gibt es nicht im Laden zu kaufen. Du hast mir Wurzeln gegeben, ich gebe dir Äste.“

Es war eine der zwei oder drei Gelegenheiten, bei denen ich meinen Vater weinen sah. Die Tränen kamen ungerufen. Er lächelte, schüttelte den Kopf und seufzte. Dann stand er auf und umschloss mich mit einer seiner berühmten bärengleichen Umarmungen. „Danke, Junge, danke. Ich weiß gar nicht, was ich sagen soll. Danke.“ Auch meine Mom war von den Socken. Und sehr glücklich für uns beide. Der Krieg war vorbei. Ich hatte das Waffenstillstandsabkommen gebracht, eingepackt in eine Geburtstagskarte.
Hanoch McCarty

Aus: “Hühnersuppe für die Seele – Weiter Geschichten, die zu Herzen gehen“
Jack Canfield / Mark Victor Hansen

Freitag, 27. April 2012

Kalte Hände

Es ist nicht möglich, nur für sich selbst zu leben. Tausend Fasern verbinden uns mit unseren Mitmenschen!
Herman Melville

Als ich bei dem Wintermantel meiner sechsjährigen Tochter die Taschen leerte, fand ich in jeder ein paar Fäustlinge. Ich dachte, ein Paar wäre wohl nicht genug, um ihre Hände warm zu halten, und fragte sie, warum sie zwei Paar Handschuhe mit sich herumtrüge.

Sie antwortete: "Das mach ich schon lange, Mami. Weißt du, manche Kinder kommen ohne Fäustlinge in die Schule, und wenn ich zwei Paar dabei habe, kann ich ihnen ein Paar geben, und ihre Hände werden nicht kalt".
Joyce Andresen

Aus: "Hühnersuppe für die Seele - Weitere Geschichten, die zu Herzen gehen"
Jack Canfield / Mark Victor Hansen


Kinder haben noch den Blick für das Wesentliche.

Dienstag, 17. April 2012

Das Barthaar des Tigers: ein koreanisches Volksmärchen

Eine junge Frau namens Yun Ok kam eines Tages zum Haus eines Bergeremiten, um ihn um Hilfe zu bitten. Der Eremit war ein berühmter Weiser und stellte Talismane und Zaubertränke her.

Als Yun Ok sein Haus betrat, fragte der Eremit, ohne von dem brennenden Feuer aufzublicken, in das er sah: " Warum bist du hier?"

Yun Ok erwiderte: "Ach, berühmter Weiser, ich bin in Not! Mach mir einen Zaubertrank!"

"Ja, mach mir einen Zaubertrank! Alle wollen Zaubertränke! Können wir eine kranke Welt mit einem Zaubertrank heilen?"

"Meister", antwortete Yun Ok, "wenn du mir nicht hilfst, bin ich wirklich verloren!"

"Nun, und wie lautet deine Geschichte?", fragte der Eremit und beschloss, sie sich zumindest einmal anzuhören.

"Es geht um meinen Mann", sagte Yun Ok. "Ich habe ihn sehr lieb. In den vergangenen drei Jahren war er immer weg und hat im Krieg gekämpft. Jetzt, wo er wieder zurück ist, spricht er kaum mit mir oder anderen. Wenn ich etwas sage, scheint er es nicht zu hören. Wenn er überhaupt redet, verwendet er barsche Worte. Wenn ich ihm ein Essen serviere, das ihm nicht gefällt, schiebt er es beiseite und verlässt wütend das Zimmer. Wenn er in den Reisfeldern arbeiten sollte, sehe ich ihn manchmal, wie er müßig oben auf dem Hügel sitzt und zum Meer schaut."

"Ja, so ist es manchmal, wenn junge Männer aus Kriegen zurückkommen". sagte der Eremit. Fahr fort."

"Mehr ist nicht zu sagen, gelehrter Mann. Ich möchte einen Zaubertrank, den ich meinem Mann geben kann, damit er wieder liebevoll und freundlich wird wie früher."

"Ach, so einfach ist das?", fragte der Eremit. "Ein Zaubertrank! Nun gut, komm in drei Tagen wieder, dann sage ich dir, was wir für einen solchen Zaubertrank brauchen."

Drei Tage später kehrte Yun Ok zum Haus des Weisen in den Bergen zurück. "Dein Zaubertrank kann hergestellt werden. Aber die wichtigste Zutat ist ein Barthaar von einem lebenden Tiger. Bring mir dieses Barthaar, dann gebe ich dir, was du brauchst."

"Ein Barthaar von einem lebenden Tiger!. rief Yun Ok aus. "Und wie soll ich das bekommen?"

"Wenn der Zaubertrank dir wichtig genug ist, wird es dir gelingen", erwiderte der Einsiedler. Er wandte den Kopf ab, denn er wollte nichts weiter dazu sagen.

Yun Ok ging nach Hause. Sie dachte sehr viel darüber nach, wie sie das Barthaar eines Tigers beschaffen könnte. Dann, eines Nachts, als ihr Mann schlief, schlich sie aus dem Haus, eine Schale Reis mit Fleischsauce in der Hand. Sie ging zu der Stelle am Berghang, an der ein Tiger lebte. Sie stellte sich weit vor der Höhle des Tigers auf, hielt die Schale mit Nahrung ausgestreckt vor sich und rief dem Tiger zu, er solle kommen und fressen. Der Tiger kam nicht.

In der nächsten Nacht wanderte Yun Ok wieder dorthin, diesmal ein bisschen näher. Wieder bot sie eine Schale mit Nahrung an. Jede Nacht ging Yun Ok nun in die Berge, und jedes Mal stellte sie sich ein paar Schritte näher an die Höhle des Tigers. Nach und nach gewöhnte der Tiger sich daran, sie dort zu sehen.

Eines Nachts war Yun Ok nur noch einen Steinwurf weit von der Höhle des Tigers entfernt. Dieses Mal kam der Tiger ein paar Schritte auf sie zu und hielt dann inne. Die beiden sahen sich im Mondlicht an. In der nächsten Nacht passierte das Gleiche, und diesmal kamen sie einander so nahe, dass Yun Ok leise und beschwichtigend auf en Tiger einreden konnte. In der nächsten Nacht fraß der Tiger die Nahrung, die sie ihm darbot, nachdem er ihr genau in die Augen gesehen hatte. Wenn Yun Ok von nun an des Nachts kam, wartete der Tiger schon auf dem Weg auf sie. Wenn er gefressen hatte, konnte Yun Ok sacht mit ihrer Hand über seinen Kopf streichen. Fast sechs Monate waren seit ihrem ersten Besuch vergangen. Schließlich sagte sie eines Nachts, nachdem sie den Kopf des Tieres liebkost hatte: "O Tiger, großzügiges Tier, ich brauche ein Barthaar von dir. Sei nicht böse auf mich!"

Und sie zupfte ihm ein Barthaar aus.

Der Tiger wurde nicht wütend, wie sie befürchtet hatte. Yun Ok ging oder besser rannte den Weng zurück und hielt das Barthaar fest in der Hand.

Sobald am nächsten Morgen die Sonne über dem Meer aufging, stand sie vor dem Haus des Bergeremiten. "Oh, Hochberühmter!", rief sie, "ich hab´s! Ich habe das Barthaar des Tigers! Jetzt kannst du mir den Zaubertrank machen, den du mir versprochen hast, damit mein Mann wieder liebevoll und freundlich wird!" Der Eremit nahm das Barthaar und untersuchte es. Zufrieden darüber, dass es wirklich von einem Tiger stammte, lehnte er sich vor und ließ es in das Feuer fallen, das in seiner Feuerstelle brannte.

"O Herr!, rief die junge Frau voller Schmerz, "was hast du mit ihm gemacht?"

"Erzähl mir, wie du es bekommen hast", forderte der Einsiedler sie auf.

"Nun ja, ich bin jede Nacht mit einer kleinen Schale Nahrung zu dem Berg gegangen. Zuerst stand ich weit weg, aber jedes Mal ging ich ein bisschen näher heran und gewann das Vertrauen des Tigers. Ich sprach sanft und beschwichtigend auf ihn ein, um ihm zu verstehen zu geben, dass ich ihm nur Gutes wollte. Ich war geduldig. Jede Nacht brachte ich ihm Essen und wusste, dass er nicht fressen würde. Aber ich gab nicht auf. Ich kam immer wieder. Nie sprach ich barsch mit ihm. Nie machte ich ihm Vorwürfe. Und schließlich machte er eines Nachts ein paar Schritte auf mich zu. Es kam die Zeit, da er mir auf meinem Weg entgegenkam und aus der Schale fraß, die ich in meinen Händen hielt. Ich rieb ihm den Kopf, und er schnurrte zufrieden. Erst danach nahm ich das Barthaar."

"Ja, ja", sagte der Eremit, "du hast den Tiger gezähmt und sein Vertrauen und seine Liebe gewonnen."

"Aber du hast das Barthaar ins Feuer geworfen!", schrie Yun Ok. "Alles war umsonst!"

"Nein, ich glaube nicht, dass alles umsonst war", erwiderte der Eremit. "Das Barthaar wird nicht mehr gebraucht. Yun Ok, ich möchte dich fragen, ist ein Mann bösartiger als ein Tiger? Reagiert er weniger auf Freundlichkeit und Verständnis? Wenn du durch Freundlichkeit und Geduld die Liebe und das Vertrauen eines wilden, blutrünstigen Tieres gewinnen kannst, kannst du dasselbe doch sicher auch mit deinem Mann machen?"

Als Yun Ok dies hörte, war sie einen Augenblick lang sprachlos. Dann ging sie den Weg hinunter und dachte über die Wahrheit nach, die sie in der Behausung des Bergeremiten erfahren hatte.
Harold Courlander
eingereicht von Carter Case

Aus: "Hühnersuppe für die Seele - Weitere Geschichten, die zu Herzen gehen"
Jack Canfield / Mark Victor Hansen

Freitag, 23. März 2012

Lass dein Licht leuchten

Das Genie benutzt die einfachsten Ideen.
Charles Peguy

Weit von hier entfernt in einer kleinen Stadt hatte ein junger Mann sein Geschäft eröffnet - einen Krämerladen an der Kreuzung zweier Strassen. Er war ein guter Mann. Er war ehrlich und freundlich, und die Menschen mochten ihn. Sie kauften seine Waren und erzählten ihren Freunden von ihm. Als sein Geschäft floriere, vergrößerte er den Laden. Im Laufe der Jahre machte er aus seinem Geschäft eine große Ladenkette.

Eines Tages wurde er ins Krankenhaus eingeliefert, und die Ärzte befürchteten, dass er nicht mehr lange leben würde. Also rief er seine drei erwachsenen Söhne zusammen und erzählte ihnen Folgedes: "Einer von euch soll mein Nachfolger in dem Unternehmen werden, das ich über Jahre aufgebaut habe. Um entscheiden zu können, wer von euch sich am meisten dafür eignet, die Firma zu übernehmen, werde ich jetzt jedem von euch einen Dollar geben. Geht hinaus und kauft etwas mit diesem Dollar, und wenn ihr heute Abend an mein Krankenbett zurückkommt, soll das, was ihr für den Dollar gekauft habt, den ganzen Raum von einer Ecke zur anderen füllen."

Die Söhne waren ganz aufgeregt bei der Aussicht, solch ein erfolgreiches Unternehmen führen zu dürfen. Sie gingen in die Stadt, um etwas für den einen Dollar zu kaufen. Als sie am Abend zurückkamen, fragte der Vater:

Sohn Nummer eins, was hast du mit deinem Dollar gemacht?"

"Nun, Dad", sate der Sohn, "ich ging zur Farm meines Freundes, gab ihm meinen Dollar und bekam dafür zwei Fuder Heu." Er ging kurz nach draußen und holte die beiden Heufuder. Er schnitt sie auf und fing an, das Heu in der Luft zu verteilen. Einen Moment lang war der Raum voll von Heu. Nach wenigen Augenblicken aber lag das Heu auf dem Boden verstreut und füllte nicht mehr den Raum von einer Ecke bis zur anderen, wie es der Vater gefordert hatte.

Gut, Sohn Nummer zwei, was hast du mit deinem Dollar gemacht?"

"Ich bin ins Kaufhaus gegangen und habe zwei mit Federn gefüllte Kopfkissen gekauft. "Er holte die Kopfkissen herein, machte sie auf und verteilte die Federn im ganzen Raum. Nach und nach sanken jedoch alle Federn zu Boden, und der Raum war immer noch nicht gefüllt.

"Und du, Sohn Nummer drei", sprach nun der Vater, "was hast du mit deinem Dollar getan?"

"Ich nahm meinen Dollar, Dad, und ging zu so einem Laden, wie du ihn vor Jahren gehabt hast", erzählte der dritte Sohn. "Ich gab dem Besitzer meinen Dollar mit der Bitte, ihn zu wechseln. Fünfzig Cent gab ich für etwas wirklich Wertvolles aus, genau wie es in der Bibel steht. Dann gab ich zwanzig Cent an zwei Wohltätigkeitsorganisationen in unserer Stadt. Zanzig weitere Cent stifetet ich der Kirche. Ich hatte jetzt also noch zehn Cent. Und von diesen zehn Cent habe ich zwei Sachen gekauft."

Der Sohn fasste in seine Tasche und holte eine Kerze und eine Steichholzschachtel heraus. Er zündete die Kerze an, machte das Licht aus, und der Raum war gefüllt. Von einer Ecke zur anderen war der Raum voll - nicht mit Heu und nicht mit Federn, sondern mit Licht!

Der Vater war hocherfreut. "Gut gemacht, mein Sohn. Du wirst mein Nachfoger werden, denn du hast eine wichtige Sache im Leben verstanden. Du hast begriffen, dass du dein Licht leuchten lassen musst. Und das ist gut."
Nido Qubein

Aus: "Viel mehr Hühnersüppchen für die Seele"
Jack Canfield / Mark Victor Hansen

Donnerstag, 12. Januar 2012

Die Saat der Anpassung wird in der Kindheit gelegt.

Als ich klein war, brachte man mir bei, nur ja keinen Ärger zu machen. Man sagte mir, dass eigene Meinungen und Wünsche mich in Schwierigkeiten bringen könnten. Manchmal zeigt sich diese Vorstellung noch in meinem Verhalten als Mutter, wenn ich keinen festen Standpunkt beziehe und meinen Kindern keine Grenzen setze. Wenn meine Kinder uneinsichtig sind oder in Wut geraten, kommt die Angst hoch, die ich als Kind hatte, und meine Reaktion besteht darin, um des lieben Friedens willen klein beizugeben. Dies ist keine gesunde Einstellung. Ich muss mich mit den Ängsten auseinandersetzen, unter denen ich als Kind litt, und mit dem Gefühl der Hilflosigkeit, das mich immer wieder überwältigt hat. Ich muss zwischen dem Kind, das ich war, und der Erwachsenen, die ich bin, unterscheiden können. Ich darf mein inneres Kind nicht auf das Kind projizieren, das ich großziehe.
Tian Dayton 

Ein Kind zu lieben bedeutet nicht, 
all seinen Launen nachzugeben.
Wenn man sein Kind liebt,
hilft man ihm, zu zeigen was in ihm steckt,
und bringt ihm bei,
Schwierigkeiten nicht aus dem Weg zu gehen.
Nadia Boulanger

Aus: "Hühnersuppe für die Seele - zum Kraftschöpfen"
Janck Canfield /Mark Victor Hansen

Freitag, 18. November 2011

Die Stimme meines Bruders

Die meisten Menschen haben etwas, das sie inspiriert. Vielleicht sind es die Worte von jemandem, den man respektiert, oder eine Erfahrung. Was auch immer diese Inspiration sein mag, sie hilft einem meist dabei, das Leben aus einer anderen Perspektive zu betrachten. Meine Inspiration war meine Schwester Vicki, eine liebenswürdige und feinfühlige Person. Sie strebte, weder nach Auszeichnungen noch danach, dass in der Zeitung über sie geschrieben wurde. Ihr genügte es, ihre Liebe mit all den Menschen zu teilen, die ihr am Herzen lagen: ihre Familie und ihre Freunde.

Im Sommer vor meinem Junior-Jahr auf dem College rief mein Vater mich an und sagte, dass Vicki ins Krankenhaus gebracht worden sei. Sie war zusammengebrochen, und die rechte Seite ihres Körpers war gelähmt. Die erste Vermutung war, dass sie einen Schlaganfall erlitten hatte. Aber die Untersuchungsergebnisse zeigten, dass die Situation weitaus ernster war. Ein bösartiger Gehirntumor war die Ursache ihrer Lähmung. Die Ärzte gaben ihr nur noch drei Monate zu leben. Wie konnte das nur geschehen? Am Tag zuvor war Vicki noch völlig in Ordnung gewesen. Nun schien ihr Leben plötzlich und unerwartet in jungen Jahren zu enden.

Nachdem ich den ersten Schock und das Gefühl der Leere überwunden hatte, kam ich zu dem Entschluss, dass Vicki Hoffnung und Ermutigung brauchte. Sie brauchte jemanden, der sie dabei unterstützte, dieses Hindernis zu überwinden. So wurde ich Vickis Coach. Jeden Tag visualisierten wir, wie sich der Tumor zurückbildete, und wir sprachen nur noch über positive Dinge. Ich heftete sogar ein Schild an ihre Krankenhauszimmertür, auf dem stand: "Wenn du negative Gedanken hast, lass sie draußen." Ich war entschlossen, Vicki dabei zu helfen, den Tumor zu besiegen. Wir trafen ein Abkommen, das wir "Fifty-Fifty" nannten. Ich übernahm fünfzig Prozent des Kampfes und Vicki die anderen fünfzig.

Der August kam und mit ihm der Zeitpunkt, dreitausend Meilen entfernt mit dem College zu beginnen. Ich war unsicher, ob ich abreisen oder bei Vicki bleiben sollte, und machte den Fehler, ihr zu erzählen, dass ich vielleicht nicht zum College aufbrechen würde. Sie wurde wütend und sagte, ich solle mir keine Sorgen machen, sie werde schon allein zurechtkommen. Da lag Vicki in einem Krankenhausbett und erzählte mir, sich solle mir keine Sorgen machen. Ich sah, dass mein Bleiben die Botschaft aussenden könnte, sie werde bald sterben, und ich wollte auf keinen Fall, dass sie das glaubte. Vicki sollte fest daran glauben, dass sie den Tumor besiegen könne.

Es fiel mir sehr schwer, am letzten Abend vor dem Abflug Abschied von ihr zu nehmen im Bewusstsein, sie vielleicht das letzte Mal zu sehen. Auf dem College habe ich dann niemals aufgehört, meine fünfzig Prozent für sie zu kämpfen. Jede Nacht vor dem Schlafengehen sprach ich im Geiste mit Vicki, in der Hoffnung, dass sie mich irgendwie hören würde. Ich sagte: "Vicki, ich kämpfe für dich und werde dich niemals im Stich lassen. Wenn auch du nicht aufhörst zu kämpfen, werden wir den Tumor besiegen."

Ein paar Monate waren vergangen, und sie hielt immer noch durch. Ich sprach mit einer älteren Freundin, und sie erkundigte sich nach Vickis Befinden. Ich erzählte ihr, dass sich Vickis Zustand verschlechterte, sie aber nicht aufgab. Meine Freundin stellte mir daraufhin die Frage, die mich wirklich nachdenken ließ. Sie fragte: "Hast du mal daran gedacht, dass sie vielleicht deshalb nicht loslässt, weil sie dich nicht hängen lassen will?"

Vielleicht hatte sie Recht? Vielleicht ermutigte ich Vicki nur aus egoistischen Motiven? Bevor ich an jenem Abend zu Bett ging, sagte ich zu meiner Schwester: "Vicki, ich verstehe, dass du große Schmerzen hast und vielleicht alles hinter dir lassen willst. Wenn du das möchtest, dann möchte ich es auch. Wir haben bislang nicht verloren, weil du nie aufgehört hast zu kämpfen. Wenn du zu einem besseren Ort überwechseln willst, habe ich Verständnis dafür. Irgendwann werden wir wieder zusammen sein. Ich liebe dich und werde immer dort sein, wo du bist."

Früh am nächsten Morgen rief mich meine Mutter an, um mir zu sagen, dass Vicki gegangen sei.
James Malinchak

Aus: "Noch mehr Hühnersüppchen für die Seele"
Jack Canfield / Mark Victor Hansen