Donnerstag, 25. Februar 2010

Nein, meine Söhne geb' ich nicht!

(Reinhard May)

Ich denk', ich schreib' Euch besser schon beizeiten
und sag’ Euch heute schon endgültig ab.
Ihr braucht nicht lange Listen auszubreiten,
um zu sehen, dass ich auch zwei Söhne hab’.
Ich lieb die beiden, das will ich Euch sagen,
mehr als mein Leben, als mein Augenlicht.
Und die, die werden keine Waffen tragen!
Nein, meine Söhne geb’ ich nicht!
Nein, meine Söhne geb’ ich nicht!
Ich habe sie die Achtung vor dem Leben,
vor jeder Kreatur als höchsten Wert,
ich habe sie Erbarmen und Vergeben
und wo immer es ging, Lieben gelehrt.
Nun werdet ihr sie nicht mit Hass verderben.
Kein Ziel und keine Ehre, keine Pflicht
sind’s wert dafür zu töten und zu sterben.
Nein, meine Söhne geb’ ich nicht!
Nein, meine Söhne geb’ ich nicht!
Ganz sicher nicht für Euch hat ihre Mutter
sie unter Schmerzen auf die Welt gebracht.
Nicht für Euch und nicht als Kanonenfutter
nicht für Euch hab ich manche Fiebernacht
verzweifelt an dem kleinen Bett gestanden
und kühlt ein kleines glühendes Gesicht,
bis wir in der Erschöpfung Ruhe fanden.
Nein, meine Söhne geb’ ich nicht!
Nein, meine Söhne geb’ ich nicht!
Sie werden nicht in Reih und Glied marschieren,
nicht durchhalten, nicht kämpfen bis zu letzt.
Auf einem gottverlassenen Feld erfrieren,
während ihr euch in weiche Kissen setzt.
Die Kinder schützen vor allen Gefahren
ist doch meine verdammte Vaterpflicht.
Und das heißt auch sie vor Euch zu bewahren.
Nein, meine Söhne geb’ ich nicht!
Nein, meine Söhne geb’ ich nicht!
Ich werde sie den Ungehorsam lehren,
den Widerstand und die Unbeugsamkeit.
Gegen jeden Befehl aufzubegehren
und nicht zu buckeln vor der Obrigkeit
Ich werd’ sie lehren den eignen Weg zu gehen.
Vor keinem Popanz, keinem Weltgericht
Vor keinem, als sich selber grad zu stehen
Nein, meine Söhne geb’ ich nicht!
Nein, meine Söhne geb’ ich nicht!
Und eher werde ich mit ihnen fliehen,
als dass ihr sie zu euren Knechten macht,
eher mit ihnen in die Fremde ziehen,
in Armut und wie Diebe in der Nacht.
Wir haben nur dies eine kurze Leben.
Ich schwör’s und sag’s euch grade ins Gesicht:
Sie werden es für euren Wahn nicht geben.
Nein, meine Söhne geb’ ich nicht!
Nein, meine Söhne geb’ ich nicht!


Der Clip dazu:

2 Kommentare:

  1. Na, da passt das ja wie die sprichwörtliche Faust aufs Auge:

    "...In Köln soll es sogar Sanktionsandrohungen gegen Arbeitslose gegeben haben, die sich weigerten, zu Bundeswehr-Rekrutierungsveranstaltungen zu gehen..."

    http://www.nachdenkseiten.de/?p=4572#h11

    By the way, den Herrn Mey zu lesen ist mir wesentlich angenehmer als ihm zu lauschen.
    Geschmackssache. ;-) Aber guter Text, das sei ihm unbenommen

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  2. @Ralf-zwei.null
    hast schon Recht, Degenhardt und Wader sind mir auch lieber, aber wo er recht hat, hat er recht.

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