Eine ältere Frau - graue Haare, buntes Leben - stärkt sich nach einem anstrengenden Stadtbummel im Schnellimbiss. Sie läßt sich eine Terrine Gulaschsuppe geben und findet einen freien Tisch, stellt ihre Suppe darauf und hängt ihre Handtasche darunter. Noch einmal kämpft sie sich durch die Menge der Leute und Tische und holt sich einen Löffel. Als sie zurückkommt, steht da ein junger Mann am Tisch und löffelt die Gulaschsuppe. Er ist schwarz und kommt aus Afrika. Die Frau schluckt ihre Entrüstung herunter, stellt sich dazu und ißt mit ihm die Suppe. Nun schaut der Schwarze ganz verwundert. Aber dann löffeln sie beide einander zulächelnd die Suppe. Als die Terrine gemeinsam geleert ist, fragt der Afrikaner die Frau: "Darf ich Sie zu einer Tasse Kaffee einladen?" Die Frau nickt beglückt über so viel Freundlichkeit. Der Mann holt zwei Tassen Kaffee, und sie trinken ihn schweigend aus. schließlich verabschiedet sich der junge Mann und verläßt den Imbiss. Die Frau ist voller Freude über die ungewöhnliche Begegnung. Aber plötzlich durchzuckt sie ein Gedanke. Sie faßt nach der Handtasche unter dem Tisch und greift ins Leere. Die Tasche ist weg. "So ein Gauner", denkt sie und stützt dem Mann hinterher. aber der ist im Gewühl der Innernstadt längst verschwunden. Enttäuscht kehrt die Frau in den Imbiss zurück und entdeckt - auf dem Nebentisch - ihre Terrine Gulaschsuppe und ihre Handtasche darunter.
Gefunden in Matrix 3000, September 2008
Sonntag, 14. Juni 2009
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