Dienstag, 6. Juli 2010

Was jeder zum Thema Kapitalismus wissen sollte

Auf jede Frage gibt es Antworten. Aus eigener Erfahrung weiß ich, dass oft Antworten abgelehnt werden, weil sie der eigenen Sichtweise oder Gemütslage nicht entsprechen. Dies geschieht ganz besonders dann, wenn die Antwort eigenes Verhalten in Frage stellt. Das folgende Video gibt entlarvende Antworten ohne anzuklagen. Es würde unserer Gesellschaft gut tun, wenn viele Menschen sich eingehend damit befassen und selbstkritisch darüber nachdenken würden.




Ergänzend noch einen Artikel von Robert Pawelke-Klaer "Eigeninteresse oder Vorteil", der das Problem von einer nicht alltäglichen Seite her angeht.

Zum Einlesen:
"Ein zentrales Merkmal der kapitalistischen Marktwirtschaft ist die überall zu beobachtende Vorteilssuche. Sie genießt allgemeine Anerkennung und Akzeptanz. Dies geschieht bedauerlicherweise nicht aus Verständnis und Liebe gegenüber einer menschlichen Schwäche. Wenn dem so wäre, dann wären die Tage der Vorteilssuche gezählt, von der wir alle wissen, welchen Schaden sie anrichtet. Wir alle wissen, dass der Vorteil des einen der Nachteil des anderen ist. Daher wurde von jeher die Vorteilssuche als eine menschliche Charakterschwäche angesehen. Das änderte sich, als die bürgerliche Gesellschaft die Bühne der Geschichte betrat. Sie hat die Vorteilssuche all ihrer Sünden freigesprochen, indem es ihr mit einem Argumentationstrick gelungen ist, den Menschen vorzumachen, dass die Vorteilssuche eine soziale Leistung sei und auf dem Markt wie ein Katalysator wirke, der alle schneller ans Ziel ihrer Sehnsüchte bringe. Zu verlockend, um da "Nein, Danke" zu sagen.

Die kapitalistische Lehre vom Vorteil bestreitet nicht, dass die Vorteilssuche Nachteile produziert, was auf der anderen Seite der Ladentheke unter anderem zu Mangel führt. Das zu bestreiten, wäre zu plump. Es wird vielmehr behauptet, das der Schaden gar kein Schaden bleiben müsse, wenn es allen erlaubt sei, ihren Vorteil zu suchen. Dadurch bestünde für alle die Möglichkeit, die erlittenen Nachteile durch einen eigenen Vorteil auszugleichen. Das ist die Kernidee der Chancengleichheit auf dem Markt. Diese Argumentation erlaubt es gleichzeitig, den Mangel zu einem selbst verschuldeten Elend zu erklären. Das bestehende Elend würde nur "beweisen", dass der Betroffene sich nicht ausreichend um seinen Vorteil bemüht habe. Nach der Logik dieser Theorie sind die Opfer nur zu bequem, Täter zu werden. Damit scheint bewiesen zu sein, was man beweisen wollte: Wer Not und Elend erfährt, ist kein Opfer, sondern trägt selber die Verantwortung dafür, denn er hätte ja die eigene Not durch eigene Vorteilssuche beheben können. Parolen wie "Fordern und Fördern" bilden die moderne Variante dieser Theorie." [...]

Im weiteren Verlauf des Artikels schreibt der Autor:
[...] "Um den Vorteil vor Kritik, Zweifel und Angriffen zu schützen, hat das kapitalistische Bewusstsein zu einem weiteren Argument Zuflucht genommen. Es hat dafür gesorgt, dass die Unterscheidung zwischen Eigeninteresse und Vorteil aus der Welt verschwindet. Zu diesem Zweck wurde der Vorteil mit dem Eigeninteresse "gleichgeschaltet", indem beide Begriffe immer und immer wieder wie Synonyme behandelt und verwendet wurden und werden. Damit hat sich in unserem Bewusstsein die Vorstellung festgesetzt, dass ein Verzicht auf den eigenen Vorteil einem Verzicht auf die eigenen Interessen gleichkäme. Der Vorteil ist damit beinahe unangreifbar geworden. Wer es schon einmal versucht hat, in der Runde, die sich über den Kapitalismus empört, den Vorteil in Frage zu stellen, der weiß, auf welche Vorurteile er dabei trifft. Die Menschen lassen sich bestenfalls auf ein "Geschäft" ein, in dem sie darüber verhandeln, wo der gesunde Vorteil endet und der krankhafte Vorteil beginne. Eine Diskussion, die uns Adam Smith in seiner Theorie vorweggenommen hat." [...]
http://home.arcor.de/robert-pawelke/markt/pdf/005_Eigeninteresse.pdf

Wer dem Video und dem Artikel seine volle Aufmerksamkeit widmet, könnte möglicherweise reich beschenkt werden, da er bei zukünftige Diskussionen über den Kapitalismus neue Argumente zur Verfügung hat.

Paulinchen

2 Kommentare:

  1. Kann mir jemand S.4 den 2 Absatz kurz erklären. Kapiers grade gar nicht was er da schreibt.

    AntwortenLöschen
  2. Hallo Anonym,

    es wäre hilfreich zu wissen was genau Du nicht verstehst.

    Liebe Grüße
    Margitta

    AntwortenLöschen