Donnerstag, 1. Juli 2010

Kopfpauschale - Kopfgeld - Kopflos

Vier interessante Videos zum Thema "Kopfpauschale".













Beim Ansehen dieser Videos tauchte vor meinem inneren Auge Minda Lorando auf - eine Frau aus Manila, Philippinen - die in dem Film "Der große Ausverkauf" ihre Geschichte erzählt:

"Ich bin Minda Lorando. Im Moment habe ich ein großes Problem mit meinem Sohn Jinky Lorando. Er ist neunzehn und hat ein schweres Nierenleiden. Er muss zur Blutwäsche, seit er sechzehn ist. Bis heute ... Jeden Tag gehe ich los und kümmere mich um finanzielle Unterstützung für die Dialyse meines Sohnes. Denn er überlebt nur mit Dialyse, aber wir haben kein Geld sie zu bezahlen. Also ich gehe mal zum Senat, mal zum Kongress und frage die Abgeordneten: 'Können sie mir helfen? Ich brauche Geld für die Dialyse meines Sohnes.' Wenn mir dann jemand hilft und Geld leiht, bringe ich meinen Sohn sofort ins Krankenhaus. Sie mögen bedürftige Patienten nicht. Sie akzeptieren nur reiche Leute. Wenn Du reich bist, kommst du sofort dran. Bist du arm, wartest du besser auf dem Gang.

Heute gehe ich zur Sozialarbeiterin und frage, ob sie mir ein Empfehlungsschreiben für eine Spende des Senats geben kann. Einmal war ich bei meiner Sozialarbeiterin. Ich weinte. Meinem Sohn ging es schon sehr schlecht. Da sagte die Sozialarbeiterin zu mir: 'Sie wissen doch genau.' - So wie ich jetzt hat sie gesprochen. - 'Sie wissen doch: Ihr Sohn ist nur ein bedürftiger Patient. Warum haben sie das Geld für die Dialyse nicht organisiert? Nein! Nein! Nein! Akzeptieren sie doch endlich: Ihr Sohn wird sterben'
Wir wurden bei der Dialyse abgewiesen, weil wir kein Geld hatten. Hier im Krankenhaus ist es so: Hast du kein Geld, bekommst du auch keine Dialyse. Dann kannst du wieder gehen. Doch ohne Dialyse wird Jinky nur eine Woche oder zehn Tage überleben. Nur zehn Tage!

Ich mache mir große Sorgen um meinen Sohn. Es geht ihm wirklich schlecht. Nachdem ich heute früh gewaschen habe, habe ich zwar ein wenig Medizin gekauft, aber für morgen früh und heute nacht reicht das schon nicht mehr. Da hat er keine mehr, weil ich auch ein Kilo Reis gekauft habe: Essen für meine zwei Söhne und Enkel. Wenn ich die nächsten drei Tage kein Geld auftreiben kann, wird mein Sohn das nicht überleben. Es geht ihm gerade wirklich schlecht. Ich bete andauernd, sogar heute früh beim Waschen. Ich bete, dass ich morgen Geld auftreiben kann. Irgendwie. Auch wenn es nur für eine Dialyse reicht. Nur für eine Dialyse.


So viele Jahre schon bezahle ich dieses Krankenhaus. Jetzt sind wir pleite. Wir haben keine Rücklagen mehr. Ich habe mein Haus und all meine Sachen verkauft, nur um dieses Krankenhaus zu bezahlen. Irgendwann werden wir keine Dialyse mehr bekommen. Denn die Dialyse ist sehr, sehr teuer. Bei der nächsten Dialyse bracht er wieder eine Bluttransfusion.

Mein Traum ist eine Nierentransplantation für meinen Sohn. Wenn Jinky die bekäme, wäre alles gut. Eine Nierentransplantation ist zwar sehr teuer. Sie kostet 350.000 Pesos (5500 Euro). Aber wenn man es hochrechnet: Zweimal die Woche Dialyse und Medizin. Das kostet langfristig mehr. Mit einer Transplantation würde mein Sohn überleben. Ich träume davon ihm eine Transplantation zu ermöglichen."


Minda hat eine Spende von einem Kongressabgeordeneten bekommen. Das Geld reicht für eine Dialyse.

In diesem Film kommt auch ein Arzt zu Wort. Er steht am Krankenbett in dem ein Mann liegt, der von einem Verwandten manuell beatmet wird:

"Ein Patient ist intubiert worden. Der Beatmungsbeutel muss ständig betätigt werden. Er ist an den Monitor angeschlossen. Dieser Patient ist wirklich in einem kritischen Zustand. Er ist ein Beispiel für die Situation vieler Filipinos, die in staatlichen Kliniken liegen. Dieser Patient müsste dringend auf die Intensivstation. Er sollte an ein Beatmungsgerät angeschlossen werden. Aber hier beatmet ein Verwandter ihn 24 Stunden mit der Handpumpe. Wenn der einmal kurz aussetzt, stirbt der Patient. Woran es fehlt? Am Geld. Die Verwandten können sich das Gerät nicht leisten. Denn der Patient muss das Beatmungsgerät selbst bezahlen. Die Privatisierung erschwert den Armen den Zugang zur Gesundheitsversorgung. Besonders zu Gesundheitsversorgung. Das hier ist ein sehr deutliches Beispiel dafür. (Der Arzt zeigt auf den Patienten hinter sich.) Ich bin sehr traurig und wütend darüber, dass die philippinische Regierung soviel Geld für die Tilgung unserer Schulden und der Zinsen unserer Schulden bezahlt. Denn es sind nicht meine Schulden und nicht die meiner Kinder. Es sind auch nicht die Schulden dieses Mannes hier. (Wieder zeigt er auf den Patienten hinter sich.) Es sind die der Politiker. Sie haben die Gelder durchgebracht. Wir tragen jetzt die Last dieses miserablen Gesundheitssystems, für das eigentliche die Regierung sorgen sollte. Aber was soll ich tun? Ich kann nur sagen was ich fühle, und meinen Patienten die helfende Hand reichen."

Die Philippinen hatten ein gut funktionierendes staatliches Gesundheitssystem. Arme wurden kostenlos behandelt. Doch seit Ende der 80er Jahre wurden die Ausgaben für Gesundheit massiv gekürzt. Das Gesundheitssystem wurde schrittweise privatisiert.

"Der große Ausverkauf" von Florian Opitz, behandelt auch die Themen: Wasser- und Stromversorgung, sowie die Privatisierung der BRITISCH RAIL.

Bei Youtube kann der Interessierte den Film in 9 Teilen ansehen.




Wollen wir wirklich zulassen, dass es bei uns auch soweit kommt? Sind wir wirklich so arrogant und ignorant, dass wir glauben, das kann uns nicht passieren, damit hätten wir nichts zu tun? Reicht es nicht aus, dass Menschen wie Florian Opitz uns das unsägliche Leid, das Menschen Menschen antun, vor Augen führt? Sind uns "Brot und Spiele" mit denen wir bewusst abgelenkt werden sollen wichtiger als das Wohl und Wehe unserer Gesellschaft? Sind wir so abgestumpft?

Fast scheint es so, denn von einem Aufbegehren gegen die Machenschaften unserer Volksvertreter oder vielleicht besser Volkes Gegner, ist weit und breit nichts zu sehen. Dabei war es noch nie so einfach wie heute, sich zu informieren. Dies könnte jedoch das Problem sein, da es den Anschein hat, dass große Teile der deutschen Bevölkerung diese Möglichkeiten nicht wahr nehmen will oder kann. Es könnte sein, dass die Weigerung sich zu informieren und den Realitäten ins Auge zu sehen, sich in absehebarer Zeit rächen wird. Es bleibt abzuwarten wohin uns die Reise führt.

Paulinchen

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