Was du empfängst, erhält dich am Leben; aber erst was du von dir aus gibst, macht dein Lebens lebenswert.
Winston Churchill
Wir alle in unserer Familie sind die geborenen Geschäftsleute. Schon als Kinder arbeiteten wir alle sieben im väterlichen Geschäft mit dem wohlklingenden Namen: "Unser Laden für Haushalts- und Eisenwaren". Wir wohnten in Mott, einer kleinen Stadt in der Prärie North Dakotas. Am Anfang führten wir Kinder kleinere Arbeiten aus wie Staubwischen, Regale in Ordnung bringen und Waren einpacken. Erst später durften wir nach und nach auch Kunden bedienen. Während wir der Arbeit nachgingen und dabei Augen und Ohren offen hielten, lernten wir, dass man nicht nur arbeitet, um etwas zu verkaufen und zu überleben.
Eine Lektion ist mir noch heute gegenwärtig. Es war kurz vor Weihnachten. Ich war in der achten Klasse und war am säten Nachmittag in der Spielzeugabteilung beschäftigt. Ein kleiner Junge, fünf oder sechs Jahre alt, kam herein. Er trug eine zerlumpte braune Jacke mit abgewetzten Ärmeln und hatte struppige Haare. Seine Schuhe waren abgetragen, ein Schnürsenkel war ganz zerrissen. Der Junge wirkte arm auf mich - zu arm, um sich irgendetwas leisten zu können. Er schaute sich in der Spielzeugabteilung um, nahm diesen oder jenen Gegenstand aus dem Regal und stellte ihn jeweils wieder vorsichtig zurück.
Mein Vater kam die Stufen herunter und ging auf den Jungen zu. Seine stahlblauen Augen strahlten, als er den Jungen fragte, was er für ihn tun könne. Der Junge sagte, er suche ein Weihnachtsgeschenk für seinen Bruder. Ich war beeindruckt, dass mein Vater ihn mit dem gleichen Respekt behandelte wie einen Erwachsenen. Er meinte zu ihm, er solle sich Zeit lassen und erst mal alles in Ruhe anschauen. Was der Junge dann auch tat.
Nach ungefähr zwanzig Minuten nahm er vorsichtig ein Spielzeugflugzeug, ging zu meinem Vater und fragte: "Wie viel kostet das bitte?" "Wieviel Geld hast du denn bei dir?", fragte mein Vater zurück. Der kleine Junge streckte seine Hand aus und öffnete sie. Seine schmutzigen Finger waren ganz feucht, so sehr hatte er sein Geld umklammert. In seiner Hand lagen zwei Dimes, ein Nickel und zwei Pennys - zusammen siebenundzwanzig Cent. Der Preis des Flugzeugs, das er ausgesucht hatte, betrug fast vier Dollar.
"Das reicht gerade so", sagte mein Vater und besiegelte das Geschäft. Seine Antwort klingt immer noch in meinen Ohren wieder. Als der kleine Junge aus dem Laden ging, achtete ich nicht mehr auf seine schmutzige, zerlumpte Jacke, sein struppiges Haar oder den zerrissenen Schnürsenkel. Ich sah stattdessen ein strahlendes Kind mit einem Schatz.
La Vonn Steiner
(Aus: "Hühnersuppe für die Seelen - In Arbeit und Beruf", Jack Canfield / Mark Victor Hansen)
Das sind die Vorbilder, die unserer Gesellschaft fehlen. Jeder kann auf ähnliche Art und Weise etwas Wärme in die Welt bringen. Wir müssen nur die Augen aufmachen und sehen wollen.
Liebe Margitta,
AntwortenLöschenDu verwechselst schon wieder eine erbauliche Predigt mit etwas ganz Unliterarischem, dem Leben unter den herrschenden Bedingungen, die man nur bei Strafe des eigenen Untergangs mißachten darf.
Im Ernst: wenn dieser Vater gewohnheitsmäßig so weiter macht mit dem Almosenspenden, ist er bald pleite.
Umgekehrt: es ist ein kleiner Prolet, bloß weil man ihn respektvoll mit "Herr Prolet" anredet, plötzlich was ganz anderes.
Deine Vorliebe für sozialromantische Erzählungen in Ehren. Aber selbst Charles Dickens hat nicht nur die "Weihnachtsgeschichte" (Du weisst schon: die vom bekehrten Geizhals Scrooge..)geschrieben.