Montag, 14. Dezember 2009

Mutterliebe im Zeichen des Neoliberalismus?

Neulich erzählte mir meine Freundin eine unglaubliche Geschichte.
Sie arbeitet in einem bekannten Elektronikmarkt, und kurz vor Ladenschluss machte sie mit einem Kollegen die Runde, um sicherzustellen, dass nicht versehentlich Kunden eingeschlossen wurden. Bei ihrer Runde hörten sie eilige, leise Schritte. Im Lagerraum entdeckten sie dann einen kleinen Jungen, ca. drei bis vier Jahre alt. Er war nicht sonderlich ängstlich und nannte Namen und Adresse. Der Kollege meiner Freundin informierte die Mutter per Telefon, dass ihr Sohn bei ihnen abzuholen sei. Entrüstet fragte die Mutter, ob sie ihn denn wirklich selber abholen müsse, sie wäre doch schon zu Hause. Als Reaktion bekam sie die Antwort, "Wir können ihn auch zur Adoption frei geben." Der Kollege meiner Freundin war sehr wütend ob solcher Dreistigkeit. Mit grimmiger Miene und den kleinen Jungen scheltend, holte sie dann ihren Nachwuchs ab.

Selbst habe ich keine Kinder, kann mir jedoch solches Verhalten nicht erklären. Sind dies die Segnungen des gesellschaftlichen Fortschritts?

1 Kommentar:

  1. Na ja, eine Mutter die schon daheim ist, und nicht bemerkt das ihr 3-4 jähriger Sohn fehlt, ist mit Sicherheit mehr als grenzfällig. Immerhin hat sie ihn ja ganz offenkundig im Markt einfach vergessen.

    Es gibt durchaus Kinder die in diesem Alter bereits erstaunliche Selbstständigkeit zeigen. Die fehlende Angst, und Nennung der Adresse sprechen dafür. Aber eben auch dafür, das hier schon eine gewisse Routine im Umgang mit Fremden, und dem Aufenthalt in ungewohnten Umgebungen vorhanden ist.

    Da fehlt ganz offenbar ein Bezug zum eigenen Kind.
    Von Mutterliebe kann wohl kaum die Rede sein.

    Ob ich das jetzt mit Neoliberalismus verbinde? Durchaus möglich. Ein ständig steigender Bedarf an menschlicher Funktionalität wird früher, oder später sicher in diese Richtung laufen. Viele, vorwiegend junge Eltern, sind aber oft auch so mit sich selber beschäftigt, das ein Bezug zum eigenen Kind mehr als leidet. Das ist auf jeden Fall das Resultat einer auf Leistungsdruck, im Verbund mit Individualitäts-, und Normungszwängen, ausgerichteten Gesellschaft.

    Kann ich aber nur subjektiv als Vater sehen. Im Alter von 3-4 hab ich schon einen Riesenschrecken bekommen, wenn der Kleine sich mal hinter dem nächsten Einkaufsregal versteckt hatte.

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