Samstag, 16. Februar 2013

13./14. Februar 1945

Gerne hätte ich meine Oma und meinen Onkel kennen gelernt, doch sie wurden in der Nacht vom 13. auf den 14. Februar 1945 durch einen besonders heimtückischen, brutalen Mordanschlag - wie zig-tausende andere auch - ermordet.

Der Blogeintrag zum 13. Februar von "Das kleine Nachtbüchlein - Zwischen nach der Geburt und vor dem Tod" und davon insbesondere der Satz: "13. Februar, Dresden...soetwas wie das größte Festival für (Neo)Nazis, die hier und heute die "unschuldige Stadt" feiern und mal wieder die Geschichte umdeuten wollen." verschlägt mir schlicht den Atem.

Was, frage ich mich, brachte den Blogbetreiber dazu unschuldige Stadt in Anführungszeichen zu setzen? Welche Schuld haben die Einwohner von Dresden, seiner Meinung nach, auf sich geladen die diesen Bombenhagel rechtfertigen und es nicht erlauben um die Opfer jener verheerenden Nacht vor 68 Jahren öffentlich zu trauern?

Immer wieder höre ich den Satz: Die Deutschen waren selber schuld und haben es nicht anders verdient, denn sie haben ja den Krieg vom Zaun gebrochen. Leider hatte ich den größten Teil meines Lebens ebenso gedacht und meiner Mutter eine Mitschuld gegeben an den Jahren von 1933 - 1945. Das war nun wirklich saublöd von mir, da sie bei Kriegsausbruch gerade mal 15 Jahre alt war. Eine solche Leistung bringt man wohl nur zu Stande, wenn man denken lässt, anstatt seine grauen Gehirnzellen selbst zu bemühen.

Nun gut, das ist Vergangenheit und meine Mutter hat mir ganz sicher verziehen, auch wenn wir nie darüber sprachen und sie schon lange Tod ist. Und wenn ich in meinem Leben zurück blicke, dann stelle ich fest, dass seit meine Mutter Tod ist, sich mein Denken in dieser Richtung veränderte und ich anfing mir die deutsche Geschichte - in der die Jahre 1933 -1945 ja nur ein ganz kleiner Auschschnitt sind und die deutsche Vergangenheit nicht darauf reduziert werden kann - mal etwas genauer anzusehen und von hinten aufzurollen.

Die Berg- und Talfahrt meiner Gefühle beim Recherchieren lasse ich mal beiseite, die kann jeder selbst erleben wenn er wissen möchte warum die Menschheit da ist wo sie gerade ist.

Das "Nachtbüchlein" mit seinem Eintrag verlasste mich doch mal zu recherchieren wie der Luftkampf im 2. Weltkrieg denn so verlief. Wikipedia bestätigte dann auch, dass die Bombenangriffe auf die meisten deutschen Städte Mordkommandos waren, wie folgender Satz im Wikipediaeintrag eindeutig zeigt.
"Es entsprach dem ausdrücklichen Entschluss der Churchill-Regierung, den Tod von Zivilisten nicht nur in Kauf zu nehmen, sondern die Zivilbevölkerung zum Angriffsziel zu nehmen und die Luftangriffe so zu gestalten, dass eine möglichst hohe Anzahl Menschen dabei starben oder schwer geschädigt wurden."
Im Verlauf meiner Recherchen zur deutschen Geschichte kam ich zur Überzeugung, dass Deutschland, und mit ihm die ganze Welt, solange nicht zur Ruhe kommen wird, als sich die Mehrheit der Deutschen weigert sich ihre Vergangenheit ganz genau anzusehen und sich den Geschehnissen zu stellen und lieber der von den Siegern festgeschriebenen Geschichte glaubt.

Ich finde es mittlerweile unerträglich, dass die zivilen deutschen Toten nicht öffentlich beklagt und betrauert werden können ohne die Schmähungen derer die alles mit der Nazikeule belegen und aus Opfern des Krieges Täter machen.

Für die/den interresierte/n Leserin/Leser. Bericht eines Suchenden

Paulinchen


13 Kommentare:

  1. Sicherlich ist es traurig, Menschen im Krieg verloren zu haben und auch bei solch furchbaren Luftangriffen, die die Zivilbevölkerung treffen sollten. In meiner Familie gab es z.B. einen Onkel, der gegen den Faschismus kämpfte. Nur, Bomben machen keine Unterschiede zwischen Opfer und Täter. Letztendlich haben die Deutschen ohne Unterschied ihres persönlichen Lebens, die Retourkutsche ertragen müssen, was deutsche Soldaten in der Welt angerichtet haben. Es konnte nicht gut gehen, Millionen von Menschen als Untermenschen abzustempeln und sie dementsprechend zu behandeln. Es gibt Unterlagen - die Faschisten haben ja alles akribisch aufgeschrieben - das der Osten von Menschen gesäubert werden sollte, dass man sie verhungern lassen wollte, um Deutschen Land geben zu können. Das haben uns nicht die Sieger erzählt, sondern erzählen uns die Dokumente der faschistischen Regierung. Dazu kommt, dass tausende von Menschen den Faschisten ein Hurra zugerufen und sie bejubelt haben. Auch das haben uns nicht die Sieger erzählt, sondern die Filmdokumente, die auf uns übergekommen sind. Buchenwald ist auch keine Erfindung der Sieger. Die Weimaer mussten sich die Gräueltaten ansehen, die Deutsche im Sinne der "Reinerhaltung der Art" und des Kampfes oder vermeintlichen Kampfes gegen den Kommunismus angerichtet haben. Ich habe das KZ Majdanek gesehen, die Millionen von Kinderschuhen, deren Träger ermordet worden sind. In diesem Moment schämte ich mich meines DDR-Nationaltrainingsanzuges mit den 3 Buchstaben so als Besucher unter all den Polen. Was erwartet man nun von denjenigen, die den Faschismus vernichten wollten? Sollten sie Umfragen veranstalten, wer schuldig ist oder nicht? Die Auswirkungen der unmenschlichen Politik der Faschisten hatten dann eben alle Deutschen zu tragen. So ist Krieg, auch heute überall auf der Welt. Jeder darf um seine Toten trauern, aber den geschichtlichen Zusammenhang zu vergessen, hilft nur den Neubraunen. Wie heißt es doch so schön: Wer Wind sät, wird Sturm ernten und das mussten alle Deutschen erleben. Hätte Deutschland keinen Krieg begonnen, Dresden und viele andere Städte hätten keinen Bombenangriff erleben müssen. Und wenn wir den Bogen zu heute spannen, ist es eben wiederum so, dass ein Großteil der Menschen sich wiederum aufhetzen lässt und andere Menschen verunglimpfen, die eine andere Kultur haben und/oder eine andere Lebensauffassung. Der Samen ist erneut gesät ohne dass sehr viele Menschen dagegen aufbegehren. Es gibt keine Kriegstoten OHNE geschichtlichen Zusammenhang. Kriegstote sind immer politisch. Es schmerzt mich, dass gerade in diesem Blog die geschichtlichen Zusammenhänge, die mitnichten von den Siegern vorgegeben worden sind, sondern in den eigenen faschistischen Dokumenten festgelegt sind, negiert werden. Völkermord bleibt Völkermord - auch wenn danach Unschuldige dafür büßen müssen.

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    1. Es ist wichtig die Kriegsverbrechen aller gleich zu sehen -

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  2. Es sind nicht die Deutschen, die Engländer oder die Russen. Es sind Menschen. Da gibt es eine kleine Gruppe, die eine große Gruppe benutzt. Immer und immer wieder. Und da die Decke bei den meisten Menschen recht tief hängt, wird der Mißbrauch nicht bemerkt. Das erste Opfer ist immer die Wahrheit, dann sind es halt die Menschen. Und warum ? Für Geld und Macht von den wenigen...

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  3. Mutiges Statement von dir, dass ich richtig finde. Der systematische Mord an Zivilisten aus dem Kakül heraus, damit den Gegner zu demoralisieren, ist Völkermord und da ist es belanglos, wer damit anfängt. Das Töten auf der einen Seite wird nicht dadurch moralischer, dass es aus Rache geschieht, weil eine Seite damit angefangen hat. Auge um Auge -oder worauf soll das hinauslaufen?

    Aber der Sieger schreibt nun einmal die Geschichte: "Bomber Harris" hat sein Denkmal bekommen und wenn jemand von der Verliererseite Mord Mord nennt steht er in der braunen Ecke oder gilt als Revanchist. Massenhaft und gezielt Zivilisten umzubringen ist Massenmord und bleibt es. Auf Relativierungen als "geschichtlicher Zusammenhang" würde ich mich da nicht einlassen, weil das immer wieder auf den "gerechten Krieg hinausläuft" und bei so verrückten Fragen endet wie "wie viel Mord und Totschlag ist für welches Gut (Freiheit, Demokratie Mädchenschulen etc.) angemessen?" Damit ist man wieder beim Krieg als Fortsetzung der Politik mit anderen Mitteln und sitzt mit denen am Tisch, die darüber sinnieren, wie viele Menschen man in den Tod zu schicken bereit ist, um dieses oder jenes Ziel zu erreichen.
    Man kann es natürlich auch bei der Verlogenheit belassen und weiterhin seine zwei Maßstäbe verwenden.
    In der Konsequenz bedeutet das aber, dass es mit den "gerechten Kriegen" oder den "humanitären Einsätzen" unter "robusten" Mandaten endlos weitergehen kann und wird.

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  4. Hallo Willi,

    danke für Deinen Kommentar.

    Ja, die Geschichte schreibt immer der Sieger.

    Würden sich nun die Menschen mal bewusst machen was dieser Satz aussagt, wäre vielleicht ein echtes friedliches Zusammenleben der Menschheit möglich

    Liebe Grüße
    Margitta

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  5. Liebe Margitta, hallo Willi, ohne die Frage nach dem "WARUM" kann sich die Geschichte immer wiederholen, vielleicht nicht völlig gleich, aber ähnlich. ALLES muss im Rahmen der geschichtlichen Zusammenhänge gesehen werden. Es ist immer eine Frage, wo man selbst steht. Als ich in Marokko war, hat z.B. ein Bibliothekar gesagt, dass "wir" den Krieg in Spanien verloren haben. Ich stutzte. Wir? Wir hatten ihn doch gewonnen ... Wenn wir nicht die Frage WARUM stellen, braucht es nur noch einen charismatischen Menschen. Und wir stellen meist nicht mehr die Frage WARUM. Sie ist unbequem und rüttelt an unseren Grundfesten. Und ich muss noch einmal feststellen: Es gibt Dokumente über Dokumente über Dokumente zu den faschistischen Gräueltaten. Da mussten die Sieger gar nichts mehr sagen. In Dresden, Magdeburg und anderwo marschiert Braun gerade deswegen, weil sie die Dokumente leugnen und sie nicht zur Kenntnis nehmen wollen. Übrigens, nein, es gibt keine gerechten Kriege an sich. Kriege sind immer grausam und treffen vor allem Unschuldige auf jeder Seite. Darum geht es auch gar nicht. Es geht um die Realitivierung der Opfer auf allen Seiten und die ahistorische oft heutige Sichtweise.

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    1. Gerne würde ich die Dokumente selber sehen.

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  6. Hallo PeWe,

    "Es geht um die Realitivierung der Opfer auf allen Seiten"

    Genau das war gemeint. Niemand würde ensthaft den verbrecherischen Charakter des NS-Regimes in Zweifel ziehen wollen.
    Mir ging es um die Instrumentalisierung dessen, was man "Geschichte" nennt und darum, dass sie seit jeher dazu dient, nicht nur nur zu erklären was war, sondern auch gleich dem Ganzen die passende Moralität und Rationalität zu verpassen.
    Dahinter verschwinden dann die Toten allzu leicht als Folge oder Kollateralschäden einer Sache, die womöglich viel weniger Gutes an sich hatte, als sie im Nachhinein vorgibt und deren Unabdingbarkeit nicht mehr in Frage zu stellen ist, weil sie als historisch oder politisch folgerichtig und alternativlos an zu sehen ist. Um diese Art der Relativierung ging es mir.

    Das hat mehr mit der Frage nach dem "Warum" zu tun als bei dir bei obigem Kommentar scheinbar angekommen ist.
    Es geht um Macht -Ideologie- Deutunghoheit.

    Mein Freund, die Zeiten der Vergangenheit
    Sind uns ein Buch mit sieben Siegeln.
    Was ihr den Geist der Zeiten heißt,
    Das ist im Grund der Herren eigner Geist,
    In dem die Zeiten sich bespiegeln.
    Da ist's denn wahrlich oft ein Jammer!
    Man läuft euch bei dem ersten Blick davon.
    Ein Kehrichtfaß und eine Rumpelkammer
    Und höchstens eine Haupt- und Staatsaktion
    Mit trefflichen pragmatischen Maximen,
    Wie sie den Puppen wohl im Munde ziemen! Goethe, FaustI
    Gruß
    Willi

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  7. Hallo Willi,

    ich freue mich, dass es da daraußen doch den einen oder anderen gibt, von dem ich mich verstanden fühle.

    Liebe Grüße
    Margitta

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  8. Ja, ich finde es auch unerträglich, dass die armen Menschen von Dresden nicht gedacht und geehrt werden dürfen. Das ist eindeutig falsch und extrem unmenschlich. Es tut sehr weh in mir.

    Ob Deutschland einen Krieg vom Zaun gebrochen hat sollte weiterhin hinterfragt werden. Da gibt es viel was noch untersucht werden könnte.

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  9. Ich wüßte jetzt nicht, daß es in der Vergangenheit und Gegenwart ein Gedenken an die Bombenopfer von Dresen nicht gegeben hätte. Nun wurde das Gedenken von Neo-Nazis vereinnahmt, dagegen darf man sich verwehren. Ich hab auf der Seite gern mal gelesen. Ihr nationalistisches und revisionistisches Geschwurbel macht es mir leider nicht mehr möglich. Ich wünsche Ihnen dann noch, daß nicht allzuviele Nazikeulen schwingende Gutmenschen ihren Opferdiskurs kreuzen mögen. Zu Dresden hat Vonnegut in "slaughterhouse no. 5, or the childrens crusade" alles geschrieben.

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  10. Mir geht es auch so. Die Verfälschung der Geschichte und das Vergessen der 15 Millionen Opfer ist einfach total unerträglich. Seit meine Mutter tot ist, bin ich neugierig geworden. Also sie lebte war ich zu jung um mit ihr über den Krieg zu sprechen. Das wollte sie auch nicht. Sie wollte das wir unbefangen aufwuchsen ohne diese Kriegssülze. Trotzdem würde ich mich gerne mit meiner Mutter unterhalten über ihre Kindheit. Dein Blog ist sehr schön. Danke. Du sprichst mir aus der Seele.

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  11. willi17. Februar 2013 01:08:00 MEZ
    "Aber der Sieger schreibt nun einmal die Geschichte: "Bomber Harris" hat sein Denkmal bekommen "
    Hier unterschlagen Sie aber einige Details.
    1. Das Denkmal entstand aus einer Privatinitiative.
    2. Das Denkmal ist in der brit. Öffentlichkeit sehr umstitten und bereits mehrfach Ziel von Beschädigungen gewesen.

    Schließlich sollten Sie auch mal erwähnen, dass in DE Schulen, Straßen, Plätze ja ganze Stadtviertel nach verurteilten Kriegsverbrechern des WW2 benannt sind. Interessanterweise gibt es hier erst seit einigen Jahren Proteste dageben, welche aber gerade von staatl. Seite immer unterdrückt werden. Unsere Justiz, Bundesbehörden und Parlamente sind von alten und neuen Nazis unterwandert.
    Aber das ist ja nur linke Propaganda.

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